Hallo zusammen,
vor einiger Zeit hatte ich es hier ja schon agekündigt, an diesem Wochenende fand in Hamburg das BibCamp statt. Dabei handelt es sich um eine “Un”Konferenz mit dem Thema Bibliothek und Web 2.0. Nach Stuttgart und Hannover war es bereits mein drittes BibCamp und ich muss sagen, es war wieder wirklich klasse. Ganz anders als bei klassischen Konferenzen gibt es keine Tagesordnung und keine festen Redner. Die sog “Sessions” werden jeweils am entsprechenden Tag in großer Runde geplant und jeder kann Themen vorschlagen und die Sessions auch selber halten.
Ich habe an den Sessions “Munzinger, divibib, digibib und dann?”, “Onlinekataloge”, “Fachkommunikation” und “Web 2.0 für Schüler” teilgenommen und die Session “Facebook in Bibliotheken” selbst gehalten. Ich selbst konnte aus dem Treffen zum Thema “Fachkommunikation” nicht so viel für mich selbst herausholen, die drei anderen Sitzungen waren aber enorm informativ, gerade für ÖBler.
Zu meiner eigenen Session kann ich sagen, dass es mir sehr viel Spaß gemacht hat, mit den Kollegen in großer Runde zu diskutieren. Den Auftritt der Mediothek Krefeld gibt es jetzt ja schon seit etwa einem Jahr und wir haben viele Hürden und Stolpersteine schon genommen, vor denen wir die Kollegen warnen können. Aus dem Publikum kamen dann auch spannende Fragen, etwa wie hoch die Frequenz der eigenen Postings sein soll. Als Ergebnis kam dabei heraus, dass es keine pauschale Antwort darauf gibt. Während wir in Krefeld recht viel posten und damit wohl den Nerv der Leute treffen, gab es bei der Uni in Wien das Phänomen, dass, bedingt durch einen Krankheitsfall, längere Zeit nicht gepostet werden konnte und just in dieser Phase die Fanzahlen stiegen….bei Wiederaufnahme der Postings sanken sie sofort.
Die Frage nach dem “Was soll gepostet werden?” ist auch nicht eindeutig zu beantworten. Ich versuche in Krefeld eine Mischung aus Bestandshinweisen (oftmals mit tagesaktuellem Hintergrund), Tagesgeschäft und witzigen Dingen aus dem Weiten des Netztes zu verarbeiten. Festhalten kann man, dass “Blicke hinter die Kulissen” immer sehr, sehr gut ankommen. Ein Blick ins Büro, eigene, kleinere Fehler…alles was die Institution “Bücherei” menschlicher macht wird von den “Fans” geliebt und entsprechend “geliked” und kommentiert.
Auch kritischen Fragen musste ich mich stellen, Fragen nach dem Sinn für den Nutzer, dem Mehrwert, den ein solcher Auftritt liefert. Der Hauptaspekt ist dabei wohl das sich wandelnde Image von Bibliotheken. In vielen Köpfen ist einen Bibliothek immer noch verstaubt und langweilig. Das wir das nicht sind, können wir an vielen Stellen zeigen, eine davon ist eben auch Facebook. Aus dem Publikum kam dann auch der Hinweis, dass wir dort eine Plattform haben, wo wir unsere Mehrwertdienste (Munzinger, OPAC, Onleihe und ähnliches) schnell und charmant an den Mann bringen können. Als sehr schlagfertig empfand ich eine Kollegin, die auf den Ausspruch “Aber früher hat es ja auch ohne facebook geklappt” mit “Früher haben wir auch unsere Kleidung im Fluß gewaschen” reagierte .
Ein weiteres Ergebnis dieser Session war die Tatsache, dass es jemanden braucht, der das Ganze mit Spaß und Ernsthaftigkeit betreut. Man muss fit im Netz sein und auf Änderungen reagieren können. Erfolg und Misserfolg einer Facebookseite hängen direkt mit dem Schreibstil und der Art und Geschwindigkeit von Reaktionen zusammen. In diesem Zusammenhang ist es auch enorm wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass auf einer Facebookseite auch Kritik ungefiltert ankommt. Das Krisenmanagement sollte auf jeden Fall angesprochen werden. Am Beispiel einer Bibliothek, welche Texte aus der Mediothek 1:1 übernommen hat und dann bei den Fans damit aufgefallen ist, habe ich auf die Community im Web 2.0 hingewiesen. Beiträge kommentarlos löschen, also Zensur zu üben, ist in den meisten Fällen keine Option. Ein FB Auftritt ist eine gute Möglichkeit, auf Kritik zu reagieren. Die Kritik wird bei Facebook so oder so geübt…habe ich einen eigenen Auftritt, kann ich besser darauf reagieren und bin nicht nur Zuschauer.
Liane Haensch war auch in der Facebook-Session und hat bereits darüber geblogt…vielen Dank dafür. HIER gehts zum Eintrag.
Als ganz persönlichen Eindruck bleibt mir noch zu sagen, dass ich es beim BibCamp immer wieder schön finde, wie offen dort alle für moderne Technologien sind. Der viel zitierte “Spirit” ist dort frei und nicht durch fianzielle oder sonstige Zwänge eingebremst. Was sich von den ganzen Ideen letztlich in einem verschuldeten, städtischen Umfeld umsetzten lässt, muss sich zeigen, aber ich denke ohne dieses Camp würde der Bibliothekswelt etwas wichtiges fehlen. Schaut man sich die Teilnehmerzahlen in den vergangen Jahren an, scheint es so, als ob das immer mehr Verantwortliche erkennen würden. Das zeigt sich auch in der hohen Anzahl an Teilnehmern, die dienstlich dort waren.
Bleibt zu sagen, dass es toll war, viele Menschen, die man über das ganze Jahr nur als “Profil” kennt mal “in Echt” zu sehen und zu sprechen und, dass es, wieder einmal, eine tolle Organisation war. An dieser Stelle geht ein ganz, ganz großer Dank an das ORGA-Team…vom W-Lan, über die Planungen bis hin zu Brötchen und Suppe…das war Spitze! Wir sehen uns dann alle im kommenden Jahr beim BibCamp 5 #bib5
Gruß, Martin