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Leidenschaft! Ideen für begeisternde Bibliotheksservices

Auf eine Art war meine Session auf dem 4.BibCamp eine ganz persönliche: Nach der jahrelangen Beschäftigung mit Konzeption und Design von digitalen Informationsangeboten frage ich mich in meinen neuen Job auf eine eher ganzheitliche Art, wie wir unsere Nutzerinnen und Nutzer begeistern oder zumindest glücklicher machen können. Bei uns in Lüneburg zum Beispiel sind die Schlösser zur Sicherung von Notebooks im Lesesaal der absolute Renner – und deren Ausleihe die Hauptbeschäftigung der jeweils diensthabenden Auskunftsbibliothekarin.

Ein guter Anlass, mal mit den BibCamperInnen darüber nachzudenken, mit welchen Diensten wir es in die Herzen des Publikums schaffen können. Das Ergebnis der Diskussion war allein schon visuell eindeutig:  Der Zweig „Gimmicks“ im Mindmap auf der Tafel wollte nicht aufhören zu wachsen und umfasste am Ende zehn verschiedene Artikel, die sich in unterschiedlichen Bibliotheken als Renner erwiesen haben: Durchsichtige Plastiktüten zum Beispiel, Kühlschrankmagnete mit den Öffnungszeiten zum Anpinnen von Fristzetteln oder Parkscheiben für die Belegung von Lesesaalplätzen.  „Begeisternd ist, was menschliche Bedürfnisse befriedigt“, mit diesem Satz brachte Elke Roesner von der Kölner ZB Med das Brainstorming auf den Punkt. Gut also, dass es neben den vielen drittmittelgeförderten Projekten zur Entwicklung von Portalen, Katalogen etc. auch so etwas gibt wie den DINI-Ideenwettbewerb „Lebendige Bibliothek“, dessen Ergebnisse weitere Inspiration für begeisternde Services bieten.

Aber auch ein anderes Ergebnis der Session verdient Erwähnung: Begeisternden Service kann es nur von KollegInnen geben, die ihren Job mit Leidenschaft machen. Wie viele Ideen allein schon in der Belegschaft einer Bibliothek vorhanden sind, war übrigens schon in einer anderen Session auf dem BibCamp deutlich geworden, als Regina Schmidt von der UB Erlangen-Nürnberg in der Session „Ideenmanagement“ ihr internes Blog vorstellte, in dem die Ideen für Serviceverbesserungen gesammelt und diskutiert werden.

Und noch ein Querverweis: In der Session von Laura Tobler (ETH Zürich) zu Service-Angeboten für PhD-Studierende wurde lange darüber diskutiert, ob wir überhaupt in der Lage wäre, Kurse zum digitalen Publizieren, dem Abschluss von Autorenverträgen etc. seien. Ist es nicht vermessen, wenn wir uns so was zutrauen? Ist das noch bibliothekarisch? Ich würde mir jetzt einen dritten BibCamp-Tag wünschen und eine lange Session dazu, wie die oft als bedrohlich empfundene Vielfalt von neuen Themen und Techniken (oder das als langweilig erlebte Ausleihen von Notebookschlössern) umgemünzt werden kann in einen bunten Strauß an Chancen für Services, die potenziell beide Seiten begeistern – NutzerInnen und BibliothekarInnen.

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