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Mobiles Benutzerkonto, made by user: EDsync

Bibliotheksdienste für mobile Anwendungen sind nicht erst seit gestern Thema der Fachdiskussion – der wohl umfassendste Beitrag dazu von Regina Pfeifenberger wurde sogar preisgekrönt. Umso verwunderlicher eigentlich, dass es trotz nachahmenswerter Best Practice-Beispiele aus dem Ausland (immer wieder toll: die Angebote der North Carolina State University) bislang keine wirklichen Angebote deutscher Bibliotheken gibt, von der Gesamt-Uni-App aus Köln vielleicht mal abgesehen.

Kein Wunder also, dass Bibliotheksbenutzer wie der Hamburger Martin Kim Dung-Pham mit Entwicklungen wie EDsync for iPhone selbst ans Werk machen – und genau das ist ja eigentlich der Traum aller BibliothekarInnen 2.0 und Open Data-AktivistInnen: Wir stellen Schnittstellen zur Verfügung und freuen uns an kreativen Remix- und Reuse-Ideen von BenutzerInnen.

Nun ist es aber bekanntermaßen nicht gerade so, dass die im Einsatz befindlichen Katalog- und Ausleihsysteme mit (web-)standardisierten Schnittstellen, Formaten und entsprechenden Dokumentationen aufwarten. Vielleicht ist das ein Grund für den eingangs beklagten App-Mangel. Aber wer sich nicht abschrecken lässt und geduldig nach der Methode des Reverse Engineering vorgeht, kann durchaus zu schönen Ergebnissen kommen: Mit der erwähnten App lassen sich mittlerweile die Benutzerkonten in einer ganzen Reihe von GBV-Bibliotheken verwalten. Martin Kim Dung-Pham nutzt LOAN-Schnittstelle des PICA-LBS und hat seit Erscheinen seiner App im vergangenen Jahr zahlreiche Verbesserungen implementiert, u.a. die Unterstützung von SSL, was bei ersten Tests von LBS-Profis noch moniert worden war. Mittlerweile ist die App auch über iTunes erhältlich.

Interessant ist, wie sich Bibliotheken zu solchen Diensten verhalten. Wenn BibliotheksbenutzerInnen sich das Leben mit uns selbst leichter machen, bedeutet das nicht notwendigerweise, dass die Bibliotheken dies unterstützen. Eine explizite Unterstützung oder gar offensive Werbung von Bibliotheken für die genannte App oder eher 1.0-ige Dienste wie den Bücherwecker ist mir bislang nicht bekannt – sei es, weil die Bibliotheken sich die Mahngebühren nicht durch die Lappen gehen lassen wollen oder weil sie den Entwicklungen (deren Hintergründe sie oft nicht kennen) einfach nicht trauen und durch Verweise darauf nicht zur Verantwortung für irgendetwas gezogen werden wollen. Der Entwicklung von Leidenschaft seitens des Publikums für uns steht dieses Verhalten allerdings im Wege.

Ich persönlich halte EDsync für eine klasse Idee, und mir gefällt auch das bewusst gewählte Modell der vom Verbund oder einer Bibliothek als AuftraggeberIn unabhängigen Entwicklung. Meine eigene anfängliche Skepsis in Punkto Datenschutz (wie werden meine Kennung und mein Passwort übertragen und werden die vielleicht sogar irgendwo gespeichert) sind durch persönliche Gespräche sowie die offene Kommunikation über die Entwicklungsplanungen und -fortschritte im Blog zur App zerstreut. Mein Ziel ist es, den NutzerInnen der UB Lüneburg die App ausdrücklich zu empfehlen – vorher würde ich mir allerdings noch wünschen, dass die im Moment standardmäßig deaktivierte Such-Funktion fertig implementiert wird. Von des Entwicklers Kampf mit dem Parsing von Suchergebnissen aus der XML-Schnittstelle des Verbundkatalogs habe ich einen Eindruck erhalten – wer gute Ideen für die Umsetzung einer mobilen Suche in GBV-Datenbanken ist  ausdrücklich und herzlich eingeladen, diese zu äußern – zum Beispiel im Blog von EDsync.

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