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Bibliothekarische Stimmen. Independent, täglich.

Couchsurfing einmal anders…

‚Ich hätte gern einen Krimi von „um die Ecke“.‘
Dass dies kein Name von Adel war, kombinierte ich schnell und schloss gleich auf ein Provenienzgesuch meines Kunden. Gewahr meiner spontanen innerlichen Nulltreffer-Liste versuchte ich es zunächst mit so etwas wie Schlagfertigkeit um ein paar wertvolle Sekunden zu gewinnen:
‚Oooh, da kann ich Ihnen so einiges erzählen…‘
‚Nein… Ich meine eine erfundene Geschichte.‘
Ich, lokales Urgestein und ausgesprochene Tatort-Ignorantin, immer noch frei jeglichen Schimmers, setzte schon zur Google-Suche an, besann mich jedoch auf das „Krimi-Spezial“ aus unserer Studienzeit:

‚Krimi-Couch!‘, nebelte sich die Erinnerung zusammen.

„Sitzen oder Liegen liegt bei den Deutschen stets hoch im Kurs: Bei der Frage nach dem persönlichen Lieblingsmöbelstück plädierten insgesamt 56,7 Prozent der Befragten für die Couch, das Bett oder den Sessel.“

Das fand im vergangenen Jahr das beliebte Bauportal www.homesolute.com heraus. Clever also von der Literatur-Couch Medien GmbH & Co. KG, diese klar ausgeprägte Fläz-Präferenz der Deutschen mit einer der liebsten Freizeitbeschäftigungen, dem Medienkonsum, zu kombinieren und gleich einen ganzen Haufen solcher Möbelstücke mit haufenweise Konsumempfehlungen ins Netz zu stellen.

Die Krimi-Couch wird wohl fast jeder Bibliothekar kennen; die Mehrfachnennung bitte ich also zu entschuldigen. Andererseits sollen wichtige Informationen oft wiederholt werden…

Sie wurde im Jahr 2009 mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet und rühmt mit 14.000 täglichen Besuchen. Die Stärke dieses Portals: Aktualität, Regelmäßigkeit (einmal im Monat erscheint eine Ausgabe dieser Online-Zeitschrift), Übersichtlichkeit und Mannigfaltigkeit der Sucheinstiege. Ich kann nach Schauplätzen suchen! Das ist unseren Lesern, unterstrichen durch den einleitenden Dialog, hin und wieder besonders wichtig. Histo-Couch anyone? Kein Problem, auch hier kann man nach Epochen suchen, wobei die dann doch etwas weiterspannender sind als bei den Krimis. „Couch wechseln“? In ähnlicher Qualität und in vergleichbarer intuitiver Übersichtlichkeit präsentiert sich das Nachbarmobiliar:

Jugendbuch-Couch
Kinderbuch-Couch
Kochbuch-Couch
Phantastik-Couch

Eine genauere Betrachtung der einzelnen Couches obliegt dem Entdeckerdrang des Lesenden… Einfach mal platznehmen… Jedenfalls gibt’s von vielen unserer Lektoren positive Rückmeldung, dass die gemütlichen Sitzgelegenheiten für den Bestandsaufbau sehr nützlich sind… und auch an den Beratungstheken macht sich ein Quicklink nicht schlecht.

Und angenommen ich hocke auf eben solcher, der Couch meines Vertrauens, zusammen mit dem mobilen Endgerät meines Vertrauens, mobile version anyone? Fehlanzeige; oder zumindest: Scrollanzeige. Mitmachen kann man natürlich auch: Foren bieten Gelegenheit zur Konversation; ganz recht: Foren. Den Mumm so „1.0“ zu sein, muss man im Jahr 2011 erst einmal haben… aber so dermaßen überzeugend 1.0. Na, wenn schon das Hauptrevier als historische Webfestung mit seinen fetten Samtkissen etwas unbeweglich erscheint, so muss man den Machern zumindest eine gute Präsenz in den Zwonuller-Sphären zugute halten; Facebookseite, Twitteraccount und ein Podcast mit professionellen Sprechern, zumindest was die kriminelle Couch angeht.

 

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