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Nationallizenzen sind eine große Sache

Auch wenn anfangs die einzubindenden Logos der Verhandlungsführer mit ihrer Größe jeden Suchenden den eigentlichen Inhalt der Angebote übersehen ließen: Nationallizenzen sind eine große Sache.

Allein die Tatsache, dass die DFG das regional fixierte Denken und Handeln der Bibliotheken und Konsortien mit viel Geld auf eine nationale, akademische Ebene transportieren konnte, ist in einem Land, welches immer noch keinen nationalen Bestandsnachweis vorweisen kann, eine reife Leistung. Da akzeptierte man als Gegenleistung dann auch mal das Logo des Verhandlungsführers in Titelaufnahmen.

Die Masse der Metadaten, die durch die Nationallizenzen plötzlich verfügbar wurden, stellte für viele Bibliotheken eine neue Herausforderung dar. Discovery Interfaces und verteilte Suchindizes waren im wesentlichen noch Visionen und für den herkömmlichen Katalog war die Vermittlung der lizensierten Daten an seine Nutzer eine unlösbare Aufgabe: Während die Monografien noch teilweise zentral an die Kataloge geliefert wurden, war dies für die Artikeldaten undenkbar. Der lokale Bestand wäre untergegangen, wenn die Infrastruktur die Masse der Daten überhaupt ertragen hätte.

Die Verbundzentrale des GBV übernahm die Aufgabe, die Nationallizenzen soweit möglich in einer Datenbank (bzw. als Metadaten zum Download) zur Verfügung zu stellen. Welche Arbeit erforderlich war, die Verlags-Daten zu normalisieren, möchte man wahrscheinlich lieber nicht wissen.

Die an sich sehr schöne RSC eBook Collection zum Beispiel. Bei diversen Titeln erkennen noch nicht mal gängige Literaturverwaltungsprogramme wie Citavi oder Zotero, dass sie es mit einer Monografie zu tun haben, dabei hätten die Titel so schöne DOIs, wenn sie denn nur mitgeliefert worden wären. Bei 908 Titeln kann eigentlich niemand an der Masse gescheitert sein.  Und immerhin, 908 von ca. 911 Titeln aus der Angebotsbeschreibung sind auch wirklich nachgewiesen.
Das sieht bei der Elsevier eBook collection on ScienceDirect – Mathematics deutlich schlechter aus: 1007 Titel sollten es sein, gerade mal 751 hat Elsevier bisher geliefert. Da kann man nur hoffen, dass kein Nutzer auf der Suche nach den übrigen Titeln seine Recherche über DBIS startet, um sich dann von Zahlen und Häkchen in der Collection endgültig verwirren zu lassen.

Wahrscheinlich ist das Datensammeln genauso frustrierend wie es die Zugriffszahlen auf die neuen GBV-Datenbanken waren.
Dass die Verbundzentrale des GBV daraufhin neue Wege der Suchmaschinentechnologie einschlug, ist für mich eine der schönsten Entwicklungen in den letzten Jahren: Seit  2010 gibt es jetzt finden.nationallizenzen.de auf Basis von vufind.
Der Index dahinter kann sich demnächst hoffentlich problemlos in moderne Discovery-Systeme einbinden lassen. Dass sich daran dann neue Fragen anknüpfen, hat Anne Christensen gerade erst beschrieben. Für die Vermittlung der großen Sache Nationallizenzen wäre aber ein großer Schritt getan.

Autor: Beate Rajski

Bibliothekarin. Hamburg.