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Vom Belehren

Wer kennt sie nicht, die BenutzerInnen mit den Fragen „Haben Sie hier auch Bücher?“ (nein, was Sie rund um sich sehen, sind getarnte Videokassetten) oder „Arbeiten Sie hier?“ (nein, ich finde nur nicht mehr nach Hause). Kürzlich sammelten wir in der bibliothekarischen Facebook-Gruppe Biblioadmin Erlebnisse dieser Art. Nach einigem virtuellen Gelächter äußerte ein Kollege seine Bedenken darüber, wie wir über unsere BenutzerInnen sprechen: „Die Schwellenangst ist eh schon groß genug. Da hilft Arroganz nicht weiter“. Ich teilte diese Bedenken anfänglich nicht, sollte es doch selbstverständlich sein, dass die BenutzerInnen nichts davon mitbekommen sollen. Und solche Erlebnisse mit KollegInnen auszutauschen, erleichtert doch den Alltag ein wenig.

Vor kurzem erinnerte ich mich aber wieder daran, denn eine Geschichte in dem grundsätzlich sehr unterhaltsamen und als Weihnachtsgeschenk für BibliothekarInnen zu empfehlenden Anekdotenband „Heiteres aus dem Bibliotheksalltag“ von Daniela Boremski, Kerstin Morgenstern und Renate Zimmermann machte mich nachdenklich. Folgender Dialog wird wiedergegeben:

„Mutter mit Kind. ‚Ick will ihr anmelden’. ‚Sie!’ ‚Ne, ihr!’“ (S. 54).

Hm. Die Benutzerin hatte ihren Wunsch unmissverständlich formuliert. Ist doch schön – ein weiteres Kind mit Büchereikarte! Wozu denn bloß diese wenig charmante Verbesserung der Grammatik? Man kommt vielleicht in die Bibliothek, um im besten Sinne des Wortes belehrt zu werden, aber wohl nicht, um belehrend behandelt zu werden.

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