Pl4net.info

Bibliothekarische Stimmen. Independent, täglich.

GBLC?

Die Verbundkonferenz ist zu Ende und sicher wird es an anderer Stelle noch die eine oder andere Rückschau geben. In diesem Posting, meinem ersten für plan3t, will ich mich auf den ersten Einführungsvortrag konzentrieren, den Annette Dortmund hielt.

Der Vortrag, an sich ganz interessant, drehte sich um die Zukunft von Bibliothekssystemen. Frau Dortmund, seit einem Jahr Produktmanagerin für das LBS bei OCLC, beschrieb die Unzulänglichkeiten heutiger Bibliothekssysteme und referierte darüber, wie OCLC mit dem neuen Produkt WMS (Web Scale Management) diese Unzulänglichkeiten auszugleichen gedenkt. Theoretisch wäre ein Vortrag über die Zukunft von Bibliothekssystemen ja auch ein schön passender Einstieg gewesen – aber musste dieser Vortrag denn wirklich von OCLC kommen?

Einer Firma den Eröffnungsvortrag einer Verbundkonferenz zu überlassen ist nicht angemessen. Das ist ja so, als würde Nokia eine Konferenz zur Handynutzung eröffnen oder Apple oder Microsoft die Cebit. Ironischerweise stand die Konferenz auch noch unter dem Motto „Medienvielfalt in Forschung und Lehre“… Wo bleibt bei der Konzentration auf einen Hersteller die Vielfalt?

Schon vor 2 1/2 Jahren wurde im GBV-Strategiepapier eine Unabhängigkeit des GBV von einzelnen Softwaresystemen gefordert:

Wichtige  Gesichtspunkte  sind  dabei  Modularisierung,  offene  Schnittstellen  und  ggf.  die  Nutzung  von  Open  Source  Komponenten  mit  dem  Ziel,  langfristig Flexibilität  und  Stabilität  unabhängig  von  einzelnen  kommerziellen  Herstellern sowohl  für Hardware als auch für Software zu erreichen.

(Quelle: GBV-Strategiepapier 2011-2015, http://www.gbv.de/bibliotheken/allgemeines/gemeinsamer-bibliotheksverbund-gbv/PDF/PDF_4128.pdf; Hervorhebung vom Autor)

Im Bereich der Rechercheportale ist dies bereits heute der Fall und mit Vufind und Beluga werden auch im GBV bereits Alternativen zum OCLC-Angebot Touchpoint produktiv genutzt (auch wenn Touchpoint nach wie vor von der VZG als Verbundlösung kolportiert wird). Sollte eine Heterogenität auch in der darunterliegenden Bibliothekssystemlandschaft wirklich angestrebt werden, ist es der falsche Weg, einzelnen Softwareanbietern eine so privilegierte Werbeplattform zu bieten. Oder ist der GBV doch schon zu GBLC geworden?