Jakob Voss hatte bereits Anfang 2010 in einem Blog-Artikel die Entwicklungen im Bereich mobiler OPACs skizziert und eine eigene Design-Studie für PICA-Systeme vorgestellt. Diese basiert auf der bekannten Schnittstelle Z39.50/SRU sowie dem Toolkit iWebKit, das für diverse Smartphone-Betriebssysteme und -Browser optimiert ist. Auch Christian Hauschke hat diesen OPAC kurz darauf für den Gesamtkatalog Hannover eingesetzt.
In der Zwischenzeit machten mobile OPAC’s jedoch eher dadurch von sich reden, dass sie quasi kaum genutzt werden. Im offiziellen mobilen Portal der Universität zu Köln brachte es die Buchrecherche gerade einmal auf knapp 5 Benutzer pro Tag.
Seit ich selbst mit einem einfachen Smartphone (Nokia 5230, Symbian) unterwegs bin, weiss ich jedoch – unabhängig von der immer wieder postulierten Sinnlosigkeit eines mobilen OPACs – die Vorzüge von Webseiten und Inhalten zu schätzen, die für mobile Endgeräte mit kleinerem Bildschirm ausgelegt sind. Um möglichst viele Nutzer zu erreichen, wurde mir – gerade mit meiner bald obsoleten Smartphone-Plattform Symbian – sehr schnell klar, dass dies mit vertretbarem Aufwand nur mit Web-Applikationen und keinesfalls mit nativen Apps gelingen kann.
Nachdem der Mensaspeiseplan – sozusagen “die Killer-WebApp des mobilen Uni-Portals” – aus eben jenem verschwunden war, stolperte ich letztes Wochenende über die mobile Version der Speisepläne auf den Webseiten des Kölner Studentenwerks. Diese war als Web-App mit dem mobilen Ableger des altbekannten JavaScript-Toolkits jQuery umgesetzt – jQuery Mobile.
Wie iWebKit unterstützt jQuery Mobile verschiedene Smartphone-Betriebssysteme und -Browser, wenn auch in einer Mehr-Klassen-Gesellschaft. Nach einer kurzen Web-Recherche zeigte es sich jedoch schnell, dass bereits andere mobile OPACs auf dieses Toolkit gesetzt haben, darunter vuFind und Evergreen.
Da OpenBib bereits jQuery nutzte, erschien jQuery Mobile als sinnvolle Wahl für einen mobilen OPAC. Zu dieser Wahl hat auch beigetragen, dass der HTML-Seitenaufbau von jQuery Mobile sehr übersichtlich war und die Online-Dokumentation einen guten Eindruck machte.
Für die eigentliche Umsetzung wurde dann mit OpenBib-Mitteln ein neues Mobil-Profil erstellt und eine kleine Untermenge aller vorhandenen Templates – derzeit insgesamt 16 – für ein Beispiel Mobil-Portal prototypisch angepasst. Die Wahl fiel dabei auf das Demo-Portal www.richter-bibliothek.de. Mit der Spezialisierung dieser wenigen Templates gelang – mit entsprechend geringem Aufwand – an nur einem Abend bereits der Aufbau eines einfachen mobilen Recherche-Portals. Durch Hinzunahme und Anpassung weiterer OpenBib-Templates könnte dieses sukzessive um alle Funktionen erweitert werden, die ein Standard-OpenBib-Portal mitbringt – insbesondere Nutzerkonten, Verlängerungen usw.
Die Mobil-Version des Demo-Portals Richter-Bibliothek befindet sich unter
http://m.richter-bibliothek.de/
Sicherlich kann in diesem mobilen Portal noch das eine oder andere verbessert werden, insgesamt zeigt es jedoch, dass mobile Katalog-Portale nicht zwangsläufig mit riesigem Implementationsaufwand einhergehen – wie auch ich es anfangs befürchtete.
Und bei so einem geringen Aufwand lässt es sich dann auch sehr leicht verschmerzen, dass die Nutzerschaft eventuell nicht direkt in die Abertausende geht…