Pl4net.info

Bibliothekarische Stimmen. Independent, täglich.

Transmediales Erzählen

Mein Ausflug nach Berlin zum Social-Media-Gaming-Barbecue war zwar bereits im Sommer 2011, ist mir jedoch in guter Erinnerung geblieben. Eigentlich hatte ich keine festen Vorstellungen. Statt Barbecue landeten wir in einer netten Pizzeria. Das ist schließlich auch lecker, und es ging ja um das Kennenlernen und den berühmten Blick über den Tellerrand. Transmedia Storytelling wäre die Zukunft, hörte ich dort. Ein Thema, welches bis zu diesem Zeitpunkt völlig an mir vorbei gegangen war. Das wollte ich gern genauer wissen.

Transmedia Storytelling, also transmediales Geschichtenerzählen, bedeutet, dass eine Geschichte mithilfe unterschiedlicher Formate erzählt wird, beispielsweise als Buch beginnt, in einem Film fortgesetzt und in verschiedenen Handlungssträngen im Internet weitergeführt wird (dazu auch Die Überflieger präsentieren das Transmedia Manifest). Frank Tentler sieht vor allem eine starke Einbeziehung von Web 2.0-Komponenten und meint: „Das Social Web ist die neue Heimat der Geschichtenerzähler und 2011 wird ihr Jahr“. Seine Beitragsreihe The Taleteller´s Web liest sich selbst wie eine Geschichte.

An Definitionen zum Begriff Transmedia Storytelling wird noch gefeilt. Christian Henner-Fehr hat es in seinem Beitrag in der Online-Publikation Transmediales Erzählen versucht. Ein Video, welches die Methode teilweise verdeutlicht, findet man in seinem Kulturmanagement Blog.

Auch Robert Pratten hat sich mit dem Thema befasst und ein Buch mit dem Titel Getting Started in Transmedia Storytelling : a practical guide for beginners im Internet zur Verfügung gestellt. Er erklärt darin, warum wir Geschichten erzählen: nämlich um zu unterhalten, zu überzeugen und zu erklären. Und genau diesen Aspekt finde ich recht inspirierend. Mit dem Überzeugen und Erklären sind wir in Bibliotheken auch beschäftigt und warum dabei nicht Geschichten erzählen und verschiedene Medien verwenden?!

Zumindest wenn es um die Werbung für Bibliotheken geht, trifft man auf Umsetzungen (auch wenn man diese sicher nicht als Transmedia Storytelling bezeichnen kann), die nicht nur überzeugen, sondern auch unterhalten wollen. Ein nettes Beispiel ist der kürzlich erschienene Werbefilm, den der Deutsche Bibliotheksverband e.V. in Kooperation mit der Filmhochschule Ludwigsburg präsentiert. Oder denken wir an Library Revolutions oder das beliebte Librarians do gaga. Den Webdienst GoAnimate, welcher die Erstellung von kleinen Trickfilmen ermöglicht, stellte Infobib in der vergangenen Woche vor.

Auch bei der Vermittlung von Informationskompetenz findet man Ansätze, die Lerninhalte in eine kleine Geschichte zu verpacken. So lässt uns Nicole Krüger in ihrer Prezi-Präsentation bei ihrer Recherche von Lars und Lisa in Econbiz teilhaben. Und wir erfahren nicht nur, was man tun kann, sondern auch warum die beiden es benötigen. Interessant finde ich auch das Lerntheater der TUHH, welches sich inhaltlich mit dem Lesen/Schreiben/Publizieren befasst.

Im kulturellen Bereich ist das medienübergreifende Erzählen von Geschichten jedenfalls momentan angesagt. Die stARTconference 2011 steht unter dem Motto „Transmedia Storytelling“, weil nach der Meinung der Macher der nächste Schritt die Verschmelzung vom Geschichtenerzählen, dem Technikeinsatz und der Kommunikationskompetenz ist. Storytelling hatte auch Frisch gebloggt infiziert und dem Aufruf nach einer Blogparade sind einige Blogger gefolgt.

Transmedia Storytelling ist ein spannendes Thema, welches man sicher weiterverfolgen sollte, sowohl, wenn es darum geht, mit diesen Formaten in Bibliotheken umzugehen, als auch sie für eigene Zwecke als Inspiration zu nutzen. Denn Geschichten mochten die Menschen schon immer gern.

Autor: lesewolke

Bibliothekarin und Bloggerin (weitere Beiträge)