Aus dem Nähkästchen: Zu den besten Investitionen meines Lebens gehört mein zweimonatiges Praktikum im Jahr 2006 an der Brown University Library (Kurzbericht hier). Manchmal denke ich sogar, ich hätte mein postgraduales Studium am IBI der HU Berlin nur deswegen aufgenommen, um eine Rechtfertigung für die Erfüllung dieses Lebenstraums zu haben: In meinem Diplom-Studium in den Neunzigern hatte ich das schon vorgehabt, aber aus einem wahrscheinlich ganz gewöhnlichen, aber lähmenden Konglomerat an persönlichen und finanziellen Gründen nicht durchgezogen.
Nachdem ich ein paar Jahre gearbeitet hatte und gesehen habe, dass man es auch mit einem BAT Vb-Gehalt schafft, etwas vergleichsweise Uninspirierendes wie ein Auto abzuzahlen, dachte ich mir dann: What the heck? Für die zwei Monate in den Staaten habe ich unbezahlten Urlaub genommen, und natürlich hat mich das Leben in Providence, Rhode Island einschließlich gelegentlicher touristischer Trips zu Lobster Shacks etc. weiter in die Miesen getrieben. Deutlich gemildert wurde dieser Effekt durch finanzielle Unterstützung von BI International, womit wir beim Anlass dieses Beitrags wären: Aktuell laufen gleich zwei Ausschreibungen für Austauschprogramme, das GNARP Stipendium für ein- bis zweiwöchige Aufenthalte und das Librarian in Residence-Programm für bis zu vierwöchige Aufenthalte (mehr auch im dazugehörigen Blog). Beide bieten nur Unterstützung, keine Vollfinanzierung – aber wie gesagt: Ich bin überzeugt, dass sich diese Investition lohnt. Also: Bewerbungsschluss ist der 29. Februar!
Um Vorwürfen vorzubeugen: Natürlich gibt es nicht nur in den USA und Kanada Bibliotheken, wo es viel zu Lernen gibt, und natürlich fördert BI International auch Studienaufenthalte in anderen Ländern, Reiseträume ins europäische Ausland lassen sich übrigens auch über ERASMUS finanzieren. Das ist hier auch nur eine völlig subjektive Empfehlung! Und um da noch einen draufzulegen: Bei diesen Leuten würde ich gerne mal eine Woche vorbeischauen:
- Meredith Wolfwater in Portland, Oregon, um von ihrer Erfahrung und Perspektive auf das Thema Informationskompetenz zu lernen
- Char Booth, wo genau weiß ich nicht, aber von ihren klarsichtigen Analysen zum Nutzerverhalten und den Vorschlägen zur Reaktion von Bibliotheken darauf würde ich mir gerne etwas abgucken
- Tito Sierra an der North Carolina State University in Raleigh, NC, um über seine aktuelle Arbeit zum Suchverhalten in Bibliothekskatalogen und Bibliothekswebsites zu diskutieren und mich außerdem von den vielen innovativen Services der Bibliothek inspirieren zu lassen
- An der Harvard University Library, um das große Theater um die dortige Restrukturierung mit eigenen Augen anzugucken, und natürlich um die Library Innovation Labs zu besuchen und hoffentlich David Weinberger und sein Team bei der Entwicklung von ShelfLife zu beobachten
- Chris Bourg in Stanford, Kalifornien, um ihre Sicht auf die Zukunft von Bibliotheken und ihren Benutzungsabteilungen vor Ort an einer Elite-Universität kennenzulernen
Und wo würdet ihr hinfahren?
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