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Make it big – warum Bibliotheksmenschen auf die Gamescom sollten!

Hi zusammen,

zur Zeit findet in Köln die Gamescom statt. Europas größte Spielemesse. Mit knapp 300.000 Besuchern wird gerechnet, die Hallen sind, auch Ausstellermäßig so voll wie lange nicht mehr. Die großen, Nintendo, Sony, Microsoft, EA, Activison, Ubisoft und wie sie alle heißen sind vor Ort und ich war auch da. Am Mittwoch, dem Fachbesuchertag. Fachbesuchertag? Ich, als Bibliotheksmensch? Warum? Genau deswegen. Die Gamescom ist eine Messe, ein Event…klar, es geht ums Geld, aber es geht auch um etwas ganz besonderes….Gaming. Nicht erst seit heute ein wichtiges Thema. Unlängst erschien eine Bitkom-Studie, die berichtet, das jeder dritte Deutsche regelmäßig spielt. Die “Devices”, also die Endgeräte sind vielfältig, Konsole, PC, Tablet, Smartphone….nie war das Spielen so einfach, so schnell verfügbar wie heute. Die Gamescom macht Spaß…sie ist laut, sie ist voll, sie ist hektisch…und sie ist genial ;)

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Warum aber als Bibliothek zu Gamescom? Das hat mehrere Gründe…ein Computerspiel ist ein Kulturgut. Genau wie ein Buch, eine Oper oder eine Musikaufnahme. Computerspiele beinhalten Storytelling, Action, Wettbewerbselemente und verbreiten Spaß. Wir sehen unsere Bibliotheken gerne als Kulturinstituition, als Bewahrer des Kulturellen…konsequenterweise MÜSSEN wir uns also auch um das Genre “Game” kümmern. Viele Bibliotheken haben heute Spiele im Bestand. Immerhin. Mehr aber auch nicht. Man darf den Gamer nicht als exponierten Menschen vor seinem Rechner sehen. Um ihn, um sein Spiel, gibt es eine Kultur. Ein große Kultur. Glaubt ihr nicht? OK, direkt gegenüber der Mediothek befindet sich ein Klamottenkaufhaus. Geht doch mal in die Jugendabteilung und schaut Euch die T-Shirts an…wetten, ihr findet welche mit komischen roten Vögeln drauf ;) Gaming ist längst in der Popkultur angekommen, eigentlich war es nie wirklich weg ;) Cosplay ist übrigens auch einer dieser starken kulturellen Auswüchse ;) Wenn so viele Menschen spielen und in diese Welten abtauchen, müssen wir als Bibliothek da sein und sie uns da holen, wo sie sind…

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Zeit für uns als Bibliothek das zu nutzen. Die Ausleihzahlen in Bibliotheken gehen zurück, das sag ich zwar schon seit drei Jahren, aber jetzt ist es soweit. Seien wir ehrlich, alles was man heute in Bibliotheken ausleihen kann, kriegt man doch auch anderswo, das meiste gleich im Netz. Filme, Bücher, Musik…alles “downloadbar”…natürlich auch Spiele. Also, gibt es noch einen Grund in eine Bibliothek zu gehen? Wir müssen es schaffen, die Bibliothek zu einem Ort zu machen, an dem man sich trifft, der in der Mitte der Gesellschaft steht. Events müssen her…ein Blick zur Gamescom lohnt, dort finden “Finals” von großen eSport Events statt…und es sind nicht nur Gamer und Moderatoren vor Ort, nein, es sind auch etliche Zuschauer vor Ort…

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Sowas mal in eine Bibliothek zu holen, wäre schon cool und würde wohl auch neue Leute in die Häuser spülen. Wenn man das dann konsequent ausbaut, GamingEvents anbietet, jüngere und ältere Menschen begeistert, hat man auf einmal den “3. Ort” und ganz nebenbei noch Communitybuilding betrieben. Wenn man dann noch Crossmedia betreibt, das alles in sozialen Netzwerken ausbreitet und mittels Storytelling verknüpft, wird am Ende ein Schuh draus und die Bibliothek plötzlich doch nicht mehr so überflüssig. Apropos!

Aporpos überflüssig. Bibliotheken sind nicht überflüssig…noch nicht. Aber, wir sollten eines von der Gamescom lernen: Make it big! Im Ernst, wir sind eigentlich echt geil! Wir sind die Helden im Informationsbereich. Schaut doch mal, was wir alles können. Wir bedienen Bibliophile, wir erklären eBook-Reader, wir bewerten Informationen, helfen beim recherchieren, machen Spaß, sind Anlaufpunkt, Leseplatz, Netzzugang, Entertainer, Theater, Comedian, Netzwerker, Werbetreibender und tausend andere Dinge….aber, wir stellen unser Licht immer unter den Scheffel. Wart ihr schon mal auf einem Bibliothekartag? Und wart ihr schon mal auf der Gamescom? Die Spielemenschen verstehe es eine große Show zu machen….Party, Spaß, Giveaways…versteht mich nicht falsch, wir sollten in den Bibliotheken nicht 365 Tage im Jahr Party feiern….aber 360 Tage dürften es schon sein ;)

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Im Ernst, wir können von der Spieleindustrie, glaube ich, eine Menge lernen. Communitybuilding, Teasing, Edutainment und vor allem eines: Spaß! Ach ja…und noch etwas ist mir auf der Gamescom aufgefallen…auf allen Gamescoms bislang. Wie friedlich es zugeht. Da wird geduldig auf die Fotomöglichkeit gewartet, völlig Fremden das Handy für ein Foto geben, kein Problem. Egal ob Schwarz, Weiß, Gelb, im Rollstuhl oder mit Blindenstock….das Gaming verbindet. Man hat ein gemeinsames Ziel, man versteht sich. Und ist es nicht letztlich das, was wir als Bibliothek auch erreichen wollen? Verbindendes Element sein? Spaß haben? Wichtig sein? Verlässlich sein? Also, frei nach dem Motto der Gamescom….Celebrate the library ;)

Gruß, Martin

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