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Open Access Zeitschriften als “Dinosaurier“

Gemeinhin gelten OA-Journals als Publikationsweg der Zukunft. Dies nicht nur, weil Autoren selbst einen freien und einfachen Zugang zu Inhalten schätzen, sondern auch, weil in Zeiten von Social Media frei zugängliche Inhalte perfekt ausgetauscht und diskutiert werden können. #Open_Science

Soweit die Theorie.

Tatsächlich fristen OA-Zeitschriften in vielen Bereich immer noch ein Schattendasein. Entgegen aller Begeisterung für die neuen Möglichkeiten des Internet und der digitalen Information bleiben Autoren den klassischen Zeitschriftenformaten treu.

Woran mag das liegen?

Meist unterstellt man Bequemlichkeit auf Seiten der Autoren. Vielleicht liegt der ganzen Annahme aber ein Denkfehler zugrunde. Denn unausgesprochen wird hier vorausgesetzt, dass in dem durch das Internet ausgelösten Medienwandel der wissenschaftliche Fachaufsatz als Publikationsform unangefochten weiter bestehen wird. 

Diese Annahme könnte falsch sein.

Vielleicht ist das Desinteresse an OA-Zeitschriften nämlich gar nicht so sehr damit zu begründen, dass man dem Netz nicht traut oder diffuse Vorbehalte gegenüber digitalen Formaten hat, sondern schlicht und einfach damit, dass Aufsätze in der wissenschaftlichen Nutzung des Internet eine eher geringe Bedeutung haben und in der digitalen Welt Aufmerksamkeit und Reputationsgewinn auf ganz anderem Weg als durch die frei zugängliche Fachpublikation erreicht werden.

Man denke nur an Blogs, Tweets etc. Und tweeten kann man ja auch über Paid-Content …

In dieser Perspektive ist die Zukunft der traditionellen Verlagszeitschrift gar nicht die Open-Access-Zeitschrift, sondern ganz einfach “keine Zeitschrift”. Vielleicht sind wir auf dem Weg in eine Post-Article-Ära, so wie die klassischen Zeitschriften in nicht wenigen Disziplinen die Post-Book-Ära eingeläutet haben.

Das sind nur Vermutungen. Aber es könnte lohnend sein, die künftige Entwicklung einmal von diesem Standpunkt aus zu betrachten und den geringen “Erfolg” von Open-Access-Journals auch und gerade im Kontext von Open Science etwas differenzierter zu bewerten.

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