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Und plötzlich fehlt jemand

Die Rehaklinik. Ein Ort, an dem man sich erholen soll von Operationen und schweren Therapiemaßnahmen sowie deren Folgen. Wo man darauf vorbereitet wird, wie man das eigene Leben in Zukunft bewältigen soll.

Dieses Bild wurde heute erschüttert. Krank in der Reha, das kommt mal vor. Aber, das Menschen während des Aufenthaltes in der Reha sterben, war mir neu. Neu war mir bis jetzt auch, dass jemand stirbt, der mir tagtäglich begegnet ist.

Auch wenn wir uns nur ein paar Tage kannten, ich habe dich bewundert. Du warst ein fröhlicher Mensch. Deine Erkrankung und die Therapien haben dich gezeichnet. Schon im Sammeltransport hatte deine bloße Anwesenheit eine positive Wirkung auf mich. Du hast einfach losgeplappert und ich fand das gut.

Du wolltest deinem Leben eine neue Richtung geben, die Weichen waren schon gestellt. Den Ärzten, die dir nicht mehr viel Zeit gaben, denen hast du ins Gesicht gelacht. Leider hat es nichts genützt. Wir sind nun hier. Ohne dich. Fragen uns, wie es passieren konnte. So schnell passieren konnte. Ob du es geahnt hast. Ob deine Familie und deine Freundin noch bei dir sein konnten.

Du warst nur ein Jahr älter als ich. Du hattest die gleiche Grunderkrankung. Und bei dir hat sich in kurzer Zeit alles zum schlechten gewendet. Das macht mir Angst.

Viele sind betroffen, erschrocken. Auch die Therapeuten. Sie kannten dich ja alle schon. Sie haben Verständnis für uns, dass wir uns jetzt etwas Zeit nehmen, um es zu begreifen. Wir bekommen auch Unterstützung. Ein so junger Mensch stirbt, das kam hier wohl noch nie vor.

Ich hoffe immernoch, dass du leichten Fußes um die Ecke gebogen kommst und fragst, ob wir zum Marktkauf laufen.

Gerne hätte ich noch eine Partie Tischtennis mit dir gespielt. Oder ich hätte dir zeigen können, wie du besser deine Kamera nutzen kannst. Ich kam nicht dazu, dir die Bilder von den Hirschen und der Katze zu zeigen, die ich hier gemacht habe. Und auch nicht dazu, dir anzubieten noch Portraitfotos im Wald zu machen. Nächstes Wochenende wollten meine Freundin und ich dich einladen mit in die Stadt zu kommen, wir wollten dich ablenken, weil deine Freundin keine Zeit hatte um dich zu besuchen. Die Mädels und ich hatten gestern noch überlegt, ob wir es gemeinsam schaffen unter der Woche noch ins Kino zu gehen. Wenn du wieder fit wärst. Das alles ist jetzt irgendwie… unwichtig. Nein, nicht unwichtig. Diese Zukunft ist einfach nicht mehr möglich.

Wenn wir deinen Vorschlag umsetzen und uns irgendwann treffen um uns zeigen zu lassen, wie man einen „echt coolen Kuchen“ backt, wird dieser dir zu Ehren sein. Du hast in kurzer Zeit unser aller Leben geprägt. Danke.

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