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Bibliothekarische Stimmen. Independent, täglich.

2. Dezember 2015
von BiblioViel :)
Kommentare deaktiviert für recht.nrw klammheimlich ohne freie Volltextsuche

recht.nrw klammheimlich ohne freie Volltextsuche

Heute wurde eine Kleine Anfrage von MdL Thomas Sternberg (CDU) auf der Homepage des Landtages von NRW publiziert. Es geht um die Kostenpflichtigkeit der Volltext-Suche bei recht.nrw.

https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument?Id=MMD16/10373

Mittlerweile haben fast alle Bundesländer frei zugängliche Portale mit einem Zugang zum gesamten geltenden Landesrecht. Für Bürgerinnen und Bürger ist das eine wichtige Informationsquelle, um sich über das geltende Recht in ihrem Bundesland zu informieren. Selbstverständlich erwartet man, dass in den digital vorliegenden Normen auch umfassend recherchiert werden kann.

Interessanterweise ist das bei recht.nrw nicht der Fall, auch wenn es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Die Seite hier hier zu finden: https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_start

Ein Beispiel:

Wir suchen den Begriff “Hochschulbibliothekszentrum” und erhalten keine Treffer.

Wir suchen den Begriff “bibliothek” (Kleinschreibung!). Es gibt viele Treffer. Wir rufen das  “Gesetz über die Ablieferung von Pflichtexemplaren in Nordrhein-Westfalen” auf. Hier sehen wir an vielen Stellen den Wortbestandteil “bibliothek” rot markiert. Das sieht schwer nach Volltextsuche aus. Ist es aber nicht. Gezeigt wird das Gesetz nur, weil das Wort “Bibliothek” in einer Überschrift vorkommt. Bei den Ergebnissen wird dann aber so getan, als sei eine Volltextsuche durchgeführt worden.

In § 2 Abs. 3 des Gesetzes finden wir übrigens das Wort “Hochschulbibliothekszentrum”. Wir konnten es bei unserer ersten Suche nicht finden, weil es in keiner Überschrift vorkommt.

Wer sich jetzt GANZ genau recht.nrw. anguckt, der stellt fest: Die Volltextsuche kostet Geld. 50 cent je Suche! Hier steht es: https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_faq?sg=0#frage5

Das ist in dreierlei Hinsicht gemein!

1. In den anderen Ländern ist die Volltextsuche gratis. Und auch in NRW haben die Bürgerinnen und Bürger die Gesetzgebung mit ihren Steuern bereits bezahlt!

2. Durch die Anzeige der Ergebnisse, wird eine Volltextsuche vorgespielt. Es kann passieren, dass man sich auf die Ergebnisse der Anfrage verlässt und damit möglicherweise trotz vermeintlich sorgfältiger Suche gegen Rechtsvorschriften verstößt.

3. Das Angebot von recht.nrw wird vom Innenministerium verantwortet. Das ist gerade schwer im Projket open.nrw engagiert: z.B. https://open.nrw/de/dat_kat Dort soll es um transparente Verwaltung und freien Zugang zu Inhalten gehen. Wie passt dazu die Bezahlschranke?

Man darf gespannt sein, wie die Kleine Anfrage beantwortet werden wird.

11. November 2015
von BiblioViel :)
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Historische Medienkompetenz im Fachreferat

Wenn über ein modernes Berufsbild im Fachreferat diskutiert wird, bleibt ein Thema mit Sicherheit ausgeblendet, nämlich Buch- und Bibliotheksgeschichte.

Ich halte das für grundfalsch, ja sogar gefährlich.

In dem tiefgreifenden Medienwandel, den wir gerade durchlaufen, bietet historische Medienkompetenz ein unentbehrliches Orientierungswissen. Das Fachreferat ist die Stelle in einer Universität, wo dieses Wissen mit einigem Recht erwartet werden darf.

Aus der Praxis kann ich sagen, dass ausnahmslos alle tiefer gehenden Geapräche mit Wissenschaftlern und Studierenden mehr oder weniger von Fragen des Medienwandels handeln. Wenn man hier mehr als langweilige Allgemeinplätzchen anbieten will, sollte das Zusammenspiel von Medien, Institutionen und Rezeption in seinen historischen Bezügen kennen.

Wer stattdessen im Fachreferat nur noch neue Digitaltechnik anpreist oder lustige Tools erklärt, ist auf dem besten Weg zum Callcenter-Service zu mutieren - mit allen auch besoldungsrechtlichen Konsequenzen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass allein der reflektierte, also auch der medienhistorisch und medienwissenschaftlich gebildete Bibliothekar eine sichere Zukunft im Fachreferat hat. Alles andere ist Hotline.

Dass historische Medienkompetenz als Konsequenz dieser Sicht in der Ausbildung einen angemessenen Platz verdient, muss nicht eigens betont werden. Genauso sollte klar sein, dass Bibliothekswissenschaft keine spezielle anwendungsbezogene praktische Informatik oder Betriebswirtschaftslehre ist, sondern eine institutionenbezogene Kultur- und Verwaltungswissenschaft.

Mit den lustigen Nullen und Einsen befasst sich übrigens im Schwerpunkt die Informationswissenschaft. Dass sie die Bibliothekswissenschaft gut ergänzt, ist natürlich selbstverständlich. Ergänzen meint aber nicht ersetzen.

Disclaimer: Nein. Ich bin nicht reaktionär und Papierbuchfetischist. Dann hätte ich einen typischen Fachaufsatz und keinen Blogpost geschrieben. :)

5. November 2015
von BiblioViel :)
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Bestandserhaltung 2.0

Ein ungeeignetes Urheberrecht ist für das digitale kulturelle Gedächtnis das “saure Papier” des 21. Jahrhunderts.

3. November 2015
von BiblioViel :)
Kommentare deaktiviert für Im Dom zu Münster haben digitalaffine Kunstfreunde freie Bahn,…

Im Dom zu Münster haben digitalaffine Kunstfreunde freie Bahn,…





Im Dom zu Münster haben digitalaffine Kunstfreunde freie Bahn, aber in der Domschatzkammer ist mal wieder FAST überall (s.o.) das Fotographieren verboten. Zwei Objekte fand ich besonders fasziniernd. Sie waren im gedruckten Katalog mit seinen schlechten SW-Bildern natürlich NICHT enthalten. Also SO ist Museum kurz vor dem Ableben ….

18. Oktober 2015
von BiblioViel :)
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Kritische Bibliothekswissenschaft?

Was genau unter Bibliothekswissenschaft zu verstehen ist, ist ein geradezu klassischer Gegenstand der bibliothekarischen Fachdiskussion. Mehrheitlich sucht man gegenwärtig wohl die Nähe zu einer datengetriebenen Informationswissenschaft, früher waren es mehr die historischen Kulturwissenschaften, denen das bibliothekswissenschaftliche Interesse galt.

Die wenigsten werden sich wohl mit der Ansicht von Werner Thieme anfreunden können, wonach Bibliothekswissenschaft ähnlich wie die Polizeiwissenschaft eine besondere Verwaltungslehre und damit Teil der allgemeinen Verwaltungswissenschaft sei, vgl. Thieme, Verwaltungslehre, 4. A., Köln (u.a.) 1984, Rn. 15.

Dieser Ansatz soll hier nicht vertieft werden, gibt aber ein gutes Stichwort, auch einmal verwaltungswissenschaftliche Stimmen zu hören und zu bedenken.

Sehr anregend ist hier ein mittlerweile 50 Jahre alter Aufsatz von Oberregierungsrat Niklas Luhmann, damals noch ohne Doktor, der über Sinn und Grenzen, betriebswirtschaftliche Modelle in die Verwaltungswissenschaft zu integrieren, nachgedacht hat (N. Luhmann, Die Grenzen einer betriebswirtschaftlichen Verwaltungslehre, in: Die Verwaltung 1965, S. 303-313).

Luhmann sah keine echte Integrationsmöglichkeit für BWL-Modelle, weil es mit der Verwaltungslehre an gemeinsam geklärten Begriffen und Theorien fehle. Solche Begriffe seien aber notwendig, damit die Wissenschaft ihre Funktion, “Mythen” und überhaupt die praktische Arbeit der Verwaltung kritisch zu analysieren, überhaupt erfüllen könnte.

Die bloße Übernahme von BWL-Modellen sei eigentlich keine Wissenschaft und theoretisch unterkomplex. Luhmann drückt das etwas sanfter und verklausulierter aus, meint aber genau dies. Problematisch sei vor allem, dass die BWL für die Frage, welchen Zwecken und Zielen die Verwaltung zu dienen habe, gar keine Antwort wisse. Was für die Verwaltung allgemein gilt, gilt auch für Bibliotheken, möchte man ergänzen.

Vor dem Hintergrund der Luhmann'schen Ausführungen stimmt die gegenwärtige Situation, in der Vertreter unterschiedlich bezeichneter, für Bibliotheken und ihre Dienstleistungen zuständiger Fächer an den Hochschulen ihre theoretisch Energie meist darauf beschränken, Modelle aus der BWL oder aus anderen Disziplinen mehr oder weniger affirmativ auf das Bibliothekswesen zu übertragen und dies dann als wissenschaftlichen Beitrag zur Weiterentwicklung des Bibliothekswesens verstehen, etwas nachdenklich.

Nach Luhmann wäre das wohl nur eine Wissenschaftssimulation.

Was drigend nötig wäre, ist eine kritische Diskussion über Sinn und Auftrag von Bibliotheken. Eine Antwort auf diese Frage kann die Bibliothekswissenschaft nur bei sich selbst, aber nicht in den Lehr- und Handbüchern der BWL oder der Informationswissenschaft finden. Vielleicht liegt genau hier der archimedische Punkt, vom dem aus das Unternehmen “Bibliothekswissenschaft” als eigene Disziplin einen sicheren Ausgang nehmen könnte.

17. Oktober 2015
von BiblioViel :)
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Kundenorientierung in Bibliotheken

Manche Bücher und Texte brauchen Jahrzehnte, bis sie ihre mitunter enorme Wirkung entfalten können.

Bibliotheken, die kundenorientiert erwerben und aussondern, sind für diesen wichtigen und gar nicht so seltenen kulturellen Prozess pures Gift, zumal niemand sonst einen vergleichbaren Reifungsraum für Publikationen bereitstellt.

Kundenorientierung als Leitbild bibliothekarischer Arbeit muss daher um eine zeitliche Komponente ergänzt werden: Schon heute an die Nutzer von übermorgen denken!

7. September 2015
von BiblioViel :)
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Brandenburg hinter’m Mond …

2012 wurde das Pressegesetz des Landes Brandenburg novelliert. Dabei wurde auch die Ablieferung von Netzpublikationen beschlossen. Allerdings gilt dies nur für solche Publikationen, die eine typologische Entsprechung im Gedruckten haben.

Die Begründung des Gesetzentwurfes wird deutlich:

“Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Webseiten, Blogs und ähnliches nicht unter den Begriff der digitalen Publikation fallen.“

LT-Drs. 5/4853, S. 5

Soviel zum digitalen kulturellen Gedächtnis … Aber die coolen Blogger wohnen ja auch alle in Berlin. Und deren Blogs sammelt ja die Deutsche Nationalbibliothek. Im Prinzip jedenfalls. Irgendwie so. Also ganz bestimmt …

5. September 2015
von BiblioViel :)
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test

test

1. September 2015
von BiblioViel :)
Kommentare deaktiviert für Bibliotheken vermitteln Medienkompetenz – oh! wait …

Bibliotheken vermitteln Medienkompetenz – oh! wait …

“Insgesamt wird deutlich, daß sich Bibliotheken neuen Herausforderungen stellen müssen, um Medienkompetenz zu beweisen und den gesteigerten Ansprüchen ihrer Nutzerinnen und Nutzern gerecht zu werden.”

LT-Drs. (NRW) 12/3290, S. 2 (03.09.1998)

29. August 2015
von BiblioViel :)
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Ein Satz mit x … einen Beitrag von 2005 erneut gelesen …

“Obwohl sich bislang das grundsätzliche Format der wissenschaftlichen Zeitschrift verhältnismäßig langsam wandelt, sind drastische Umbrüche innerhalb der kommenden fünf bis zehn Jahre zu erwarten. Denn die Bedeutung traditioneller Journals in der wissenschaftlichen Kommunikation sinkt rapide zu Gunsten einer Ausweitung alternativer Distributionskanäle. Das Internet ermöglicht eine ganze Reihe neuer, deutlich flexiblerer und schnellerer Kommunikationsformen. E-Mail-Korrespondenz und Preprint-Server breiten sich rasch in vielen wissenschaftlichen Communities aus und ersetzen vielfach traditionelle Zeitschriften. Mit der Einführung allgemein anerkannter Qualitätssiegel wird sich diese Entwicklung noch beschleunigen.”

Quelle: http://computerphilologie.digital-humanities.de/jg03/mmeier.html