Pl4net.info

Bibliothekarische Stimmen. Independent, täglich.

3. September 2014
von Dietmar Bartz
Kommentare deaktiviert für Bibliothekskataloge der Tallinner Literaten des 18. Jahrhunderts

Bibliothekskataloge der Tallinner Literaten des 18. Jahrhunderts

Der Titel täuscht etwas, es sind Tallinner (offenbar deutsche) Beamte, Lehrer usw.

https://www.verlag-koenigshausen-neumann.de/product_info.php/info/p7897_Bibliothekskataloge-der-Tallinner-Literaten-des-18--Jahrhunderts--Quellenedition-aufgrund-ueberlieferter-Nachlassverzeichnisse--Herausgegeben--kommentiert-und-mit-einer-Einfuehrung-und-einem-Index-versehen-von-Mari-Tarvas-----44-00.html

Inhaltsverzeichnis:

http://d-nb.info/1048638820/04

26. Februar 2014
von Dietmar Bartz
Kommentare deaktiviert für Janukowitsch und die Kahnakten von Kiew

Janukowitsch und die Kahnakten von Kiew

An der Residenz des geflüchteten ukrainischen Regierungschefs Janukowitsch wurden zahlreiche Dokumente aus einem See gefischt. Eine Gruppe von Journalisten verschiedener Medien hat sich zusammengetan, um zuerst gemeinsam die Akten zu bergen und dann auf der neuen Plattform YanukovychLeaks zu veröffentlichen. Über die Vorgänge ist ein lesenswerter Bericht erschienen, demzufolge archivarisches Fachwissen half:

"Someone called the state archives and a heat lamp to dry documents and an archivist arrived. The rest of this past weekend was spent laboriously fishing out documents and drying them. The reporters soon learned that if the waterlogged piles were not separated and dried, they would turn into a pasty clump that could never be rescued."

http://gijn.org/2014/02/25/yanukovychleaks-org-how-ukraine-journalists-are-making-history/

Über Kahnakten:
http://archiv.twoday.net/search?q=Kahnakten

11. Dezember 2013
von Dietmar Bartz
Kommentare deaktiviert für Blut & Boden

Blut & Boden

Was ist denn in Stade mit kirchlichem Archivgut los? Stadtarchäologe Andreas Schäfer drückt einem Mitarbeiter "einen Stapel bisher noch nicht gesichteter geheimnisvoller Kirchenakten in die Hand." Erst kürzlich seien sie "auf einem Kirchenboden gefunden" worden, heißt es im Spiegel-Blog einer Hamburger Archäologin:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/archaeologie-glasfund-in-stade-zeugnis-eines-blutigen-rituals-a-937936.html

Nach der in den Papieren beschriebenen Enthauptung einer Kindesmörderin 1856 haben sechs epileptische Kranke deren Blut aus Gläsern getrunken. Von denen soll eines gefunden worden sein, das genau von dieser Hinrichtung stamme, und auch nicht etwa von einem der vielen Zuschauer oder gar der wartenden Kutscher, obwohl es sich doch um ein "Kutscherglas" handeln soll – alles egal. Aus den geheimnisvollen Kirchenakten geht zudem offenbar nicht hervor, dass, wie behauptet, die Kirche an diesem Blutstrank ordentlich verdient hat.

Aufgebracht hat die Geschichte der Schriftsteller Dietrich Alsdorf, der auf nicht genauer erfahrbare Weise mit der Stader "Kreisarchäologie" verbandelt ist:

https://nds.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Alsdorf

Alsdorf hat das Glas selbst gefunden und früher im Stader Ausstellungsort Schwedenspeicher gearbeitet, der nun genau das Glas ausstellt. Und Alsdorf will die Blut-und-Boden-Geschichte in seinem nächsten historischen Roman verarbeiten. Er richtet damit ein heilloses Durcheinander an, aber Scherben sind bekanntlich das Glück der Archäologen.

19. Juni 2013
von Dietmar Bartz
Kommentare deaktiviert für Strafversetzt ins Staatsarchiv

Strafversetzt ins Staatsarchiv

Dresden (dpa) - Nach dem Fund bislang unbekannter NSU-Akten in Dresden wird Sachsens stellvertretender Verfassungsschutzchef Olaf Vahrenhold ins Staatsarchiv versetzt. Das teilte der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) am Mittwoch in Dresden mit. Die Versetzung, die nicht nur mit dem erneuten Fund von Akten zum "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) zu tun habe, greife zum 1. Juli.<br /> <br /> Bemerkungen über seine Qualifikation im Umgang mit Akten kann man sich wohl sparen.

21. Januar 2013
von Dietmar Bartz
Kommentare deaktiviert für Archivalien verbrennen?

Archivalien verbrennen?

Die Stadtbücherei von Troy, Michigan, hatte zu ihrer finanziellen Rettung eine sensationelle Kampagne gestartet – die Ankündigung einer Bücherverbrennung: http://vimeo.com/35758683 Diese Aktion gehört nach einem gerade veröffentlichten Branch...

14. Januar 2013
von Dietmar Bartz
Kommentare deaktiviert für Eichmann-Prozessakten in "Hannah Arendt"

Eichmann-Prozessakten in "Hannah Arendt"

Jemand den Film "Hannah Arendt" gesehen? Irgendwas stimmt doch mit den Gerichtsprotokollen des Eichmann-Prozesses nicht: Als sie die "Archivbox" in den Fond des Autos schiebt, ist die Kiste zu leicht. Vor allem: Als die Akten in ihrer Wohnung sind, liegen sie zu durcheinander. Jedenfalls, wenn diese Akten ähnlich organisiert sind wie die zum Nürnberger Prozeß, die sich in vielen Archiven finden. Teilt jemand den Eindruck? Eine Idee, warum genau?

23. November 2012
von Dietmar Bartz
Kommentare deaktiviert für Causa Stralsund – was war am Anfang?

Causa Stralsund – was war am Anfang?

Die Stadt Stralsund hat eine Chronologie der Ereignisse veröffentlicht: http://www.stralsund.de/hst01/content1.nsf/docname/Webseite_B8D598E4238E4E09C1257ABF00448714?OpenDocument Da gibt's einige Lücken in der Darstellung der letzten Wochen. Besonde...

1. Oktober 2012
von Dietmar Bartz
Kommentare deaktiviert für Zu Besuch im libyschen Nationalarchiv (2)

Zu Besuch im libyschen Nationalarchiv (2)

Verzeichnung, Personal<br /> <br /> Die Ordnung und Erschließung ist seit dem Umzug von 2008 nicht zum Abschluss gebracht worden. Die physische Archivierung wurde offenbar bislang durch Studenten während der Sommersemesterferien vorgenommen. Wegen der noch ausstehenden Erschließungsarbeiten ist das Archiv weiterhin nur auf Anfrage zugänglich; man scheint allgemein hilfsbereit zu sein. Steigende Nachfrage sei vor allem durch Studenten zu bemerken, die, wenn sie sich nun auf Stipendien im Ausland bewerben, offenbar mehr mit Primärquellen arbeiten, als das früher der Fall war. Während der Kämpfe von 2011 blieb das Archiv ganz geschlossen; seither hat kein ausländischer Forscher die Bestände benutzt.<br /> <br /> Unter den insgesamt zehn Beschäftigten der Archivabteilung verfügt niemand über eine Fachausbildung. Von einer Person, die sich zu diesem Zweck seit 2010 in Italien aufhält, ist unsicher, ob sie nach Libyen und in den Beruf zurückkehrt, hieß es. Maßgeblich sind auch Probleme mit den insgesamt fünf Verwaltungssprachen der letzten drei Jahrhunderte. Zur Zeit der Karamanli-Dynastie (1711–1835) wurde französisch und türkisch ("osmanisch") geschrieben, mit der osmanischen Wiederbesetzung des Landes 1835 wurde Türkisch Verwaltungssprache, dann folgten Italienisch, Englisch und Arabisch. Im Archiv spricht niemand Türkisch; zuletzt ordnete ein türkischer Archivar 2010 in zwei zweimonatigen Missionen entsprechendes Schriftgut. <br /> <br /> Zwei Fälle jüdischen Schriftguts<br /> <br /> Das Archiv befindet sich im Besitz von etwa 80 Pergamenten mit Texten in hebräischer Sprache unbekannten Inhalts, ferner einiger Tora-Rollen. Sie wurden aus der Burg übernommen. Ihr Erhaltungszustand ist schlecht, viele sind eingefaltet oder geknautscht und können ohne Bruchgefahr nicht geglättet werden. Sie liegen in einem eigenen Schrank in einigen Stapeln aufeinander und werden derzeit nicht bewegt, um weitere Beschädigungen zu vermeiden. Es gibt keinerlei Hilfsmittel für eine angemessene konservatorische Behandlung. Außer für die bereits beschriebenen 30 lfdm beschädigten Papierschriftguts herrscht auch hier Handlungsbedarf.<br /> <br /> Als das Archiv 2008 in das Gebäude des Zentrums zog, fand sich dort die schriftliche Überlieferung der jüdischen Gemeinde von Tripolis, deren letzte 6000 Mitglieder 1967, nach dem Sechstagekrieg in Israel und antisemitischen Ausschreitungen in Tripoli, das Land Richtung Italien verließen. Diese Archivalien sind in ungefähr 200 Schachteln verpackt, die gegen Entnahmen mit Plastikband verklebt sind; der Umfang mag 75 lfdm entsprechen. Der Inhalt ist vollständig unbekannt; es ist auch unklar, ob es sich um das Schriftgut einer jüdischen Institution oder um hinterlassene Papiere aus Privatbesitz handelt. Gleichfalls gibt es keine Information darüber, ob in diesem Bestand (Bezeichnung: IB für ibraico) je geforscht worden ist. <br /> <br /> Weitere Abteilungen des Zentrums<br /> <br /> Zwei Abteilungen des Zentrums beschäftigen sich mit Libyana in auswärtigen Archiven. So werden z. B. Gesandtschaftsberichte, Unterlagen militärischer Dienststellen und Schifffahrtsakten gesucht. Eine Abteilung ist für europäische Archive zuständig, die andere für arabische. Es liegen je über eine Million Blatt vor, teils auf Mikrofilm, teils als Fotokopie. Die Übersetzungs- und Veröffentlichungstätigkeit ist rege; so erschienen 1991 ein und 2005 zwei deutsch-arabische Bände mit deutschen Archivalien von 1911-1917, also aus der Zeit der italienischen Eroberung und des Ersten Weltkriegs. Die beiden Bände von 2005, ISBN 9959-23-097-X und 9959-23-098-8, sind via KVK und Worldcat nicht nachweisbar, also zumindest in den großen Bibliotheken des deutschen Sprachraums wohl nicht vorhanden. <br /> <br /> Das Fotoarchiv verfügt über 100.000 Aufnahmen seit 1911 als Negative und Positive. Sie werden seit den 1980er Jahren gesammelt. Die konservatorisch-technische Ausstattung ist nach Aussage der dort Tätigen unzureichend; 70 Prozent des Bestandes ist gescannt.<br /> <br /> Die Abteilung für mündliche Überlieferung hat mehr als 8000 Tonband-Cassetten mit Interviews gesammelt. Ab 1979 auf Erinnerungen an den Widerstand gegen die italienische Kolonialmacht fokussiert, sind die Interviews nun thematisch breiter angelegt, doch hat dieser Forschungszweig stark an Intensität verloren. Beim Besuch wurde gerade der einzige neue Eingang der Woche erfasst, die Erinnerungen eines alten Mannes an die französische Besatzung in der südlibyschen Stadt Ghat ab 1943. Mehr als die Hälfte der Interviews liegen in fast 50 Bänden ediert vor, der Bestand ist komplett auf CD gesichert. <br /> <br /> Die Handschriftenabteilung verfügt über 10.000 Manuskripte ab dem 14. Jahrhundert, alle mikroverfilmt, meist religiöse Literatur im Original oder in Abschrift. Es handelt sich zu 99 Prozent um arabische Texte, einige wenige osmanische und hebräische. Der 4. Band des Bestandskataloges befindet sich in Druck. Die Unterbringung in lackbehandelten Holzregalen hinter einer Art Plastikfurnier ist prekär.<br /> <br /> Die Bibliothek hat 28.000 Bände in arabischer Sprache und 14.000 in anderen Sprachen. Es werden 750 arabischsprachige Zeitschriften und weitere in anderen Sprachen gehalten. <br /> <br /> Schlussbemerkung<br /> <br /> Vorstehendes Material ist Ergebnis zweier jeweils dreistündiger Besuche. Der Autor ist besonders der Archivleiterin Fatma Baghni für ihre Auskunftsbereitschaft und seinem Übersetzer Ali Arajshi für dessen Geduld verpflichtet. Es wäre erstaunlich, wenn nicht wenigstens in der italienischen Fachliteratur Weiteres über das Archiv in Erfahrung zu bringen wäre. Ergänzungen und Kommentierungen von Lesern werden also begrüßt.<br /> <br /> Dietmar Bartz, Tripolis, 1. Oktober 2012