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Bibliothekarische Stimmen. Independent, täglich.

10. November 2012
von S. Heller
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Wirkliche Hilfe für das Stadtarchiv Stralsund wird gewünscht!

Herr Dr. Graf, ich wäre wohl ohne Ihren "Werbeartikel", der am 3. November 2012 in der OZ erschien, niemals der Idee verfallen, mich für Ihren Internetblog zu interessieren. Es freut mich, dass Sie sich "für den Schutz historischer Buchsammlungen" einsetzen. Ich hoffe sehr, dass es sich hierbei nicht nur um leere Worthülsen und eine Form der Selbstdarstellung von Ihnen und Ihren Mitstreitern handelt. Unverständlich ist mir, wie Sie sich ohne Kenntnis der konkreten Umstände ein Urteil bilden. Hätten Sie einmal das Stadtarchiv und das Johanniskloster besucht, müssten Sie zumindest ahnen, dass die Kommune und das Land M-V nicht die Finanzen bereit stellen (können?), die eine sachgemäße Lagerung der Akten, Urkunden... und Bücher verlangen. Bei einer Klosterführung wurde mir das übrigens sofort klar! <br /> Ich kann Ihnen versichern, die schützenswerten Schätze liegen noch im Johanniskloster. Wie wäre es, wenn Sie sich einmal darum kümmern - oder hört da Ihr großes Interesse an historischen Buchbeständen auf? Ich vermisse praktische Hilfe und sinnvolle Ratschläge zum Schutz des Stralsunder Stadtarchivs.<br /> Ein "Klick" auf einer Unterschriftensammlung ist schnell gemacht, aber sind Sie auch bereit, etwas zu tun?<br /> Übrigens ist,(ich hoffe, das haben Sie auch recherchiert) die Bibliothek mit einem Bestand von 120.000 Büchern doch recht umfangreich für ein Stadtarchiv? Dem Internet sei Dank, ergaben meine Recherchen, dass sich Stadtarchive in der Regel mit einem Bruchteil der Bestände zufrieden geben. Warum wohl?<br /> In der Presse war zu lesen, dass die ausgesonderten Bücher für die "Nutzer, die wegen stadt-und regionalgeschichtlicher Forschung ins Archiv kämen - nicht von Interesse" und dass "der Erhaltungszustand vieler Bücher schlecht gewesen" sei. Nun ja, wenn Schimmel festgestellt wurde, muss man das wohl glauben! Als Fachmann müssten Sie bestens Bescheid wissen, was das für Folgekosten hat. Ist es wirklich vernünftig, Geld für einen ungenutzten Bestand auszugeben? Außerdem war die Gymnasialbibliothek laut OZ-Artikel unvollständig. Und noch eine Frage: Warum gibt es so wenige erhaltene Gymnasialbibliotheken? Könnte es sein, dass sich andere Archive oder Bibliotheken aus ähnlichen Gründen, wie es in Stralsund der Fall war, von diesen Beständen "verabschiedet" haben?<br /> Als Stralsunder hege ich den Verdacht, dass Ihr Interesse an diesem Thema nur auf Sensationshascherei basiert. Vermisst habe ich außerdem eine Solidaritätsbekundung Ihrerseits, als im Frühjahr eine Mitteilung durch die Presse ging, dass finanzielle Mittel für das Stadtarchiv mit der Begründung gestrichen wurden, weil ihm die überregionale Bedeutung fehle. War das für Sie nicht spektakulär genug?<br /> <br /> S. Heller