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21. Oktober 2008
von Wissenschaftsurheberrecht
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Ein Blog zum Thema Wissenschaftsurheberrecht.

Wissenschaftliches Arbeiten geht von wissenschaftlichen Publikationen aus und mündet in neue Veröffentlichungen. Diese für die Wissenschaft so wichtige Zirkulation und Verfügbarkeit von publiziertem Wissen wird entscheidend vom Urheberrecht geprägt. Dies gilt auch und gerade im Online-Bereich. Hier hat buchstäblich jeder Mausklick eine urheberrechtliche Relevanz.

Wissenschaftler verdienen - von wenigen Ausnahmen abgesehen - mit ihren Publikationen kein Geld. Die Anerkennung ihrer Forschungsleistung durch die Fachwelt ist ihr Lohn. Wissenschaftler sind folglich daran interessiert, dass ihre Veröffentlichungen umfassend sichtbar sind. Hier hat sich das Internet in den letzten Jahren zu einem Leitmedium wissenschaftlichen Arbeitens, Austauschens und Publizierens entwickelt.

Die Sichtbarkeit wissenschaftlicher Veröffentlichungen im Internet gehört zu den Kernfragen eines spezifischen Urheberrechts der Wissenschaft. Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen nachhaltigen wissenschaftlichen Publizierens im Netz geht es dabei insbesondere um das Verhältnis von frei zugänglichem Veröffentlichen im Internet zu kommerziellen Verlagsangeboten.

Soweit Verlage hier die Nutzungsrechte an wissenschaftlichen Publikationen monopolisieren, wird die Suche nach einem angemessenen Wissenschaftsurheberrecht zum Streitfall.

Man muss die Dinge nicht gleich so drastisch sehen wie Karl Marx im Vorwort zur ersten Auflage des Kapitals, wo er schreibt:

"Auf dem Gebiete der ... Ökonomie begegnet die freie wissenschaftliche Forschung nicht nur demselben Feinde wie auf allen anderen Gebieten. Die eigentümliche Natur des Stoffes, den sie behandelt, ruft wider sie die heftigsten, kleinlichsten und gehässigsten Leidenschaften der menschlichen Brust, die Furien des Privatinteresses, auf den Kampfplatz."

Gleichwohl treffen im Wissenschaftsurheberrecht ruhige wissenschaftliche Überlegungen über die Zukunft des Publizierens in den Wissenschaften auf handfeste ökonomische Interessen von Verlagen. Dass keiner der Beteiligten genau weiss, welche Auswirkungen das Internet und das netzbasierte Arbeiten in den Wissenschaften auf die überkommene und im Zeitalter der analogen Medien auch bewährte Arbeitsteilung von Verlagen und Wissenschaft haben wird, macht die Diskussion nicht einfacher. Andererseits liegt gerade hier der besondere Reiz des Themas.

Dieses Blog wird Fragen des Wissenschaftsurheberrechts in theoretischer und praktischer Perspektive behandeln.

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