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11. November 2015
von Lise Rebout
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Leo Baeck Institute New York

Seit Ende der 1970er Jahre sichert das Leo Baeck Institute (LBI) seine Bestände in größerem Umfang auf Mikrofilm. In der Regel wird sogar heute noch zunächst mikroverfilmt und im zweiten Schritt erst vom Film digitalisiert, größtenteils vom amerikanischen Scandienstleister Internet Archive.
Seit 2008 digitalisiert das Institut in kleinem Rahmen Primärquellen und Forschungsmaterial über die jüdischen Gemeinden Zentraleuropas auch selbst. Die hauseigene Digitalisierungswerkstatt, The Gruss Lipper Digital Laboratory arbeitet u.a. mit einem ATIZ-Scanner sowie zwei Copy Stands mit Canon EOS 5D Mark III Kameras. Der Fokus liegt hier vor allem auf wertvollen Beständen, die nicht verschickt werden sollen, und Werken in hebräischer Sprache. Bei Letzteren gab es in der Vergangenheit häufig das Problem, dass Scans vom Dienstleister in falscher Reihenfolge oder durcheinander geliefert wurden. Im Institut scannen Mitarbeiter mit Hebräisch-Kenntnissen diese Werke, sodass die Reihenfolge von rechts nach links und etwaige weitere Besonderheiten berücksichtigt werden können.

DigiBaeck ist das zentrale Internetportal für die digitalen Sammlungen des Leo Baeck Institute.
Zu den intern bearbeiteten Projekten zählt beispielsweise die Kooperation mit der Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg Frankfurt am Main. Die Universitätsbibliothek verfügt mit rund 15.000 Titeln historischer Literatur zur Wissenschaft des Judentums in europäischen Sprachen bis 1932, der Freimann-Sammlung, über die umfangreichste und bedeutendste Spezialsammlung des europäischen Kontinents. Aufgrund von Kriegsverlusten ist die Frankfurter Sammlung jedoch nicht mehr vollständig. Ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und The National Endowment of the Humanities (NEH) gefördertes Projekt ermöglicht die Erfassung der in alle Welt verstreuten Werke, ihre Digitalisierung und die virtuelle Zusammenführung der Sammlung. In der zweiten Projektphase wurden in Kooperation mit dem Center for Jewish History in New York 967 Titel (167 820 Seiten) aus dem Leo Baeck Institute bzw. dem YIVO Institute in New York digitalisiert und sind nun über das Portal Digitale Sammlungen der UB Frankfurt abrufbar. Die Titel sind außerdem in der Europeana nachgewiesen.

Das LBI arbeitet mit dem Bibliothekssystem Aleph, als Digitalisierungssoftware wurde bislang Digitool genutzt. Anfangs wurde ein Großteil der bibliografischen Metadaten vom Dienstleister aus Aleph automatisiert in Digitool kopiert, jetzt muss jedoch manuell kopiert und vieles korrigiert werden. Aus diesem Grund soll in Kürze der Umstieg auf eine neue Digitalisierungssoftware mit einer Aleph-Schnittstelle, die einen automatisierten Export der Metadaten ermöglicht, erfolgen. Weiterhin soll das Discovery-System Primo eingeführt werden, über das sowohl der gedruckte als auch der digitale Bestand recherchierbar sein soll.

Nach der Digitalisierung werden die Originale nur noch zur Benutzung herausgegeben, wenn ein entsprechender Nachweis über die Notwendigkeit erbracht wird. Die Digitalisierung dient also auch dem Schutz des Originals. Bis dato sind ca. 80% des Bestandes digitalisiert, 100% sind das Ziel.