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10. Oktober 2015
von Lise Rebout
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Yale University III

The Beinecke Rare Book & Manuscript Library

Die Beinecke Rare Book & Manuscript Library ist eine der weltgrößten Bibliotheken, die sich ausschließlich Rara und historischen wie zeitgenössischen Handschriften widmet, und fungiert als Hauptarchiv dieser Bestände der Yale University. Sie
verwahrt u.a. die Collection of American Literature, die Collection of Western Americana, die Collection of German Literature, die James Marshall and Marie-Louise Osborn Collection und über 3.500 Inkunabeln – darunter ein Exemplar der Gutenberg-Bibel.


Science Park University Yale
An der Yale University sind die Nutzungsbereiche der Bibliothek räumlich getrennt von den technischen Bereichen. Daher wurde die Digitalisierungsabteilung der Beinecke Library erst kürzlich aus dem repräsentativen Gebäude im Zentrum des Campus in die Peripherie in New Havens Science Park ausgelagert. Der neue Standort bietet genug Raum für die Digitalisierungsinfrastruktur der Bibliothek. Die Beinecke Library nutzt nämlich nicht die Dienste des Yale Digital Collections Center Imaging Lab, sondern digitalisiert in den neuen Räumen selbst. Das hat den Vorteil, dass wertvolle und fragile Werke das Haus nicht verlassen müssen.

Es stehen zwei digitale Kamerasysteme Phase One IQ180 mit 72mm- oder Weitwinkel-Objektiven zur Verfügung. Eine der beiden Kameras hat keinen eingebauten Infrarot-Filter, sodass die Filter ausgetauscht werden können, um Multispektral-Aufnahmen zu machen. In diesem Fall wird mit einem 90mm Objektiv gearbeitet. Weiterhin wird ein Epson Expression 10 000 XL Flachbett-Scanner vorgehalten, der jedoch selten genutzt wird.
Aufgrund von Copyright-Beschränkungen scannt die Beinecke Library Material aus den Vereinigten Staaten bis Erscheinungsjahr 1920, mit Ausnahme von handschriftlichen Vorlagen wie beispielsweise Briefen oder Fotos. Bei Letzteren geht man ein gewisses Risiko ein und digitalisiert bis 1960. Bei europäischen Originalen wird die Grenze bei Erscheinungsjahr 1900 gezogen.
Die Master-Dateien in Form von komprimierten TIFFs wurden bis 2012 auf CDs und DVDs gespeichert, die unkomprimierten Master-TIFFs werden auf dem Server der Institution vorgehalten. Alle Dateien, die nach 2012 erzeugt wurden, sind nur auf dem Server gespeichert und haben keine Sicherheitskopie. Lisa Conathan, Head of Digital Services Unit, bestätigt, dass dies alles andere als eine optimale Lösung ist. Überraschender Weise kämpft selbst eine Institution wie die Yale
University in gewissen Bereichen mit einem Mangel an Ressourcen. In diesem Fall steht der Bibliothek nicht genügend IT-Personal zur Verfügung.
Neben der Langzeitsicherung tangiert dies auch die Präsentation der Digitalisate. Sie werden über ein Vufind-Interface unter http://brbl-dl.library.yale.edu/vufind/ online zur Verfügung gestellt. Die zuvor genutzte, inhouse entwickelte Datenbank zur
Präsentation der Digitalisate wird seit einiger Zeit seitens Microsoft nicht mehr unterstützt. Momentan muss der gesamte Bestand in die neue digitale Bibliothek kopiert und noch doppelt vorgehalten werden. Sobald wie möglich sollen die digitalen
Bestände der Beinecke Library in das Hydra-System der Yale University umziehen.
Unter Hydra vereint die Universität verschiedene kleine Digitalisierungsprojekte unter einem Dach. Mit rund 800.000 Objekten ist der Bestand der Beinecke Library jedoch zu umfangreich und verursachte Performance-Probleme in Hydra. Vor einem Umstieg ist daher eine Modifikation nötig, die derzeit wiederum am mangelnden IT-Support scheitert. Eine Lösung ist derzeit noch nicht absehbar.