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1. August 2014
von Skriptorium
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Juristische Publikationen 2013 in Zahlen – Was man als Fachreferent damit machen kann …

Mit Erscheinungsjahr 2013 hat die Deutsche Nationalbibliothek 73.924 Bücher verzeichnet, die im Verlagsbuchhandel erschienen sind. Darunter waren 4.505 juristische Bücher (6,1% aller Neuerscheinungen).

Von dern 4.505 Bücher waren (unter Zugrundelegung entsprechender Schlagworte)
1.367 Dissertationen (30%)
318 Kommentare (7,1%)
238 Lehrbücher (5,3%)
342 Rechtsquellen/Gesetze(7,6%)

Betrachtet man die Verlage, in denen die Bücher erscheinen, so ergibt sich folgendes Bild:

1. Nomos 552 Titel (12,3%)
2. Beck 456 Titel (10,1%)
3. Peter Lang 327 Titel (7,3%)
4. Springer 298 Titel (6,6%)
5. Kovac 258 Titel (5,7%)

6. C.F. Müller 179 Titel
7. Erich Schmidt 178 Titel
8. Duncker & Humblot 173 Titel
9. Mohr 172 Titel
10. Boorberg 90 Titel

11. Heymanns 79 Titel
Walhalla 79 Titel
12. NWB 59 Titel
13. Luchterhand 58 Titel
14. Vahlen 57 Titel
15. De Gruyter 51 Titel

16. Haufe 49 Titel
17. Kohlhammer 44 Titel
18. Dt. Anwaltverlag 32 Titel
19. Kommunal- und Schul-Verlag 27 Titel
Werner 27 Titel
20. Bund-Verlag 25 Titel

Die Verlage Beck, Nomos und Vahlen sowie der Kommunal- und Schul-Verlag gehören zur Beck-Verlagsgruppe. In der Summe sind dort 1.092 Werke erschienen, also 24,2% aller juristischen Neuerscheinungen im Jahr 2013.

Aufschlussreich ist, welche Verlage bei den einzelnen Literaturgattungen führend sind:

Kommentare
Insgesamt sind 318 Titel erschienen.
1. Beck 94 Titel (30%)
2. Nomos 31 Titel (9,8%)
3. Luchterhand 23 Titel (7,2%)
4. Erich Schmidt 16 Titel (5%)
5. Heymanns 12 Titel (3,8%)
Kommunal- und Schul-Verlag 12 Titel (3,8%)

Lehrbücher
Insgesamt sind 238 Titel erschienen.
1. Beck 55 Titel (23%)
2. Nomos 29 Titel (12,2%)
3. C.F. Müller 27 Titel (11,3%)
4. Vahlen 24 Titel (10,1%)
5. Erich Schmidt 16 Titel (6,7%)

Dissertationen
Im Jahr 2013 sind 1.367 Titel von insgesamt 1.576 Titeln im Verlagsbuchhandel erschienen, eine Quote von 86,7%! Online im Sinne von Open Access wurden lediglich 2,9% der Arbeiten veröffentlicht.
1. Peter Lang 298 Titel (21,8%)
2. Nomos 271 Titel (19,8%)
3. Kovac 237 Titel (17,3%)
4. Duncker & Humblot 129 Titel (9,4%)
5. Mohr 74 Titel (5,4%)

6. LIT Verlag 29 Titel
7. Heymanns 21 Titel
Springer 21 Titel
Beck 21 Titel
8. Tectum 19 Titel
9. Berliner Wissenschaftsverlag (BWV) 17 Titel
10. Logos 16 Titel
Shaker 16 Titel

11. Utz 14 Titel
12. Jenaer Wissenschaftsverlag (JWV) 13 Titel
13. Erich Schmidt 12 Titel
14. EUL 11 Titel
15. Cuvillier 10 Titel
De Gruyter 10 Titel

90% der Verlagsdissertationen erscheinen somit in 19 Verlagen, wobei allerdings 5 Verlage bereits 74% der Verlagsdissertationen publizieren. 42% aller Arbeiten erscheinen bei Nomos oder bei Peter Lang.

Typische Literaturform
Als besonders typische Literaturform können der Kommentar und die Festschrift angegeben werden. Obwohl auf das Fach Rechtswissenschaft nur 6% aller Neuerscheinungen entfallen, werden dort mehr als 15% aller Festschriften veröffentlicht. Noch deutlicher fällt der Befund bei den Kommentaren aus. Hier sind 80.7% aller mit dem Schlagwort "Kommentar" bezeichneten Neuerscheinungen der Rechtswissenschaft zuzuordnen.

Rein digitale Ressourcen, die es nicht auch als Buch gibt, haben 2013 keine nennenswerte Rolle gespielt. Die hier vorliegenden Zahlen beziehen sich auf physische Bücher.

Folgerungen für das Fachreferat
Interessant ist, welche Folge sich aus diesen Zahlen für die Arbeit im Fachreferat, insbesondere für die Etatkalkulation ergeben. Wenn man einen juristischen Kommentar im Schnitt mit 150 €, ein Lehrbuch mit 40 € und eine Dissertation mit 65 € kalkuliert und als Zielgröße die Hälfte aller Kommenatare, 2/3 aller Lehrbücher und 1/10 aller Dissertationen wählt und dazu noch einen Aufschlag für Handbücher, Feschriften und sonstige Monographien von 1/2 der Kommentarkosten hinzurechnet, kommt man auf rund 50.000 € an notwendigen Erwerbungsmitteln für den Buchkauf.

Relevante Verlage
Er ist vertretbar, die aktive Literaturauswahl auf die eigangs genannten 22 Verlage zu beschränken. Kovac wird hier gemeinhin wegen der hohen Buchpreise als problematisch angesehen. Die Ansicht freilich, nur bei Mohr oder Duncker&Humblot seien die besonders hochwertigen Dissertationen mit den Prädikaten "summa cum laude" und "magna zum laude" zu finden, ist irrig. Glaubt man der Promotionsstatistik, die das iFQ erarbeitet hat, so entsprechen gut 65% aller Dissertationen diesem Prädikat. Allein das "Summa" wird in rund 18% der Fälle vergeben. Bezogen auf die Zahlen aus 2013 bedeutet dies, dass gut 1.000 Arbeiten als Prädikatsdissertation zu bezeichnen sind und 280 Arbeiten das höchste Prädikat erhalten haben. Dieser Befund rechtfertigt es nicht, einen Verlag wie Kovac, der immerhin zu den zahlenmäßig starken Anbietern gehört, a priori auszuschließen. Anders sieht es mit Verlagen aus, die überwiegend Praktiker-Literatur anbieten, wie etwa Walhalla und Haufe. So dass unterm Strich 20 relevante Verlage übrig bleiben.

Pragmatische Literaturauswahl bei den Monographien
Beschränkt man sich auf die vorgeschlagenen 20 Verlage und wertet zudem einmal im Quartal die Reihe H der DNB aus, dürfte dies für ein solides juristisches Fachreferat ausreichend sein.

Methodische Anmerkung
Der Grund-Suchschlüssel in der Expertensuche war: "jhr=2013 and vfo=XA-DE and hsg=340 and cod=ra", damit wurden im Erscheinungsjahr 2013, in Deutschland erschienene (um Österreich und die Schweiz auszunehmen), in der Sachgruppe Rechtswisenschaft und in der "Reihe A" verzeichnete Literatur gesucht. Für weiteren Recherchen wurde Verlage und Schlagworte entsprechend ergängt. Die untersuchten Verlage wurde vorher festgelegt. Die Reihenfolge gibt KEINE Auskunft, über die tatsächliche Verteilung. In diesem Falle wäre etwa Repetitorien wie Alpmann und Hemmer ebenfalls unter den wichtigen Verlagen gewesen.

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