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Bibliothekarische Stimmen. Independent, täglich.

15. Oktober 2013
von Lise Rebout
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Brooklyn Speaks – The Library Listens

Der Strategieplan der Brooklyn Public Library Brooklyn Public Library (BPL) war das zweite der drei unabhängigen New Yorker Bibliothekssysteme, das mir einen Einblick in sein strategisches Management gewährte. Die Historie weist durchaus Ähnlichkeiten mit der der Queens PL auf: Der im Januar diesen Jahres verabschiedete Strategic Plan fügt die losen Enden zusammen, die in den letzten Jahren entwickelt wurden.

Zu Beginn: Die ausgefeilte Datenerhebung

Zu diesen losen Enden zählt v.a. ein "Community Needs Assessment" (CNA) von 2008/2009, unter dem Motto „Brooklyn Speaks – The Library Listens“, dem eine methodisch breit angelegte Datenerhebung zugrunde liegt: 1500 Telefoninterviews in den unterschiedlichen Sprachen des Boroughs, Online-Befragungen, Tiefeninterviews mit Entscheidungsträgern, Fokusgruppen, Trendanalysen, Benchmarking....Dies führte zur "most comprehensive study ever conducted by BPL".

Ergänzt wurde das Assessment durch die Organisationsuntersuchung einer Unternehmensberatung (Booz & Company) und diverse Masterpläne, u.a. einen zu den Immobilien der BPL, der den enormen Investitionsstau bei der Unterhaltung und Renovierung der teilweise über 100 Jahre alten Gebäude aufzeigt. Der Report zum CNA weist zwölf strategische Handlungsfelder aus, die aber zum damaligen Zeitpunkt nicht mit Umsetzungsplanungen und Investitionsplanungen hinterlegt wurden. Zwar folgten aus diesen Analysen bereits erste Erkenntnisse und Veränderungen – zum Beispiel die, dass es kein one-fits-all-Zweigstellenprofil mehr geben konnte – aber Vieles blieb auch unverbindlich.

Datenerhebung genügt nicht – eine Roadmap muss her

Vor zwei Jahren begann der Aufbau eines Stategie-Teams, das heute aus drei Frauen besteht (einer Bibliothekarin, einer Datenanalystin und einer Beraterin). Geleitet wird es von Jeanette M. Moy mit der Funktionsbezeichnung "Chief Strategy Officer and Vice President of Strategic Planning". Wie in Queens, so auch hier: eine junge, dynamische Frau. Sie setzt mit ihrer Arbeit auf den Ergebnissen der Datenerhebung auf und treibt den Prozess im Haus voran. Wesentliches Element ist auch in Brooklyn die Einbeziehung der Mitarbeitenden durch Fokusgruppen, Arbeitsgruppen und durch Interviews. Und auch hier liegt die Begründung dieses aufwändigen Prozesses im Bewusstsein, dass nur ein Kulturwandel in den Köpfen die Strategie Realität werden lässt.

Und wieder: What you measure is what you get

Große Anstrengungen steckt das Team um Jeanette derzeit in den Aufbau eines Datenanalyse-Tools, das sie befähigt, die bislang unkoordiniert gesammelten und kaum zielgerichtet ausgewerteten Daten v.a. zur Nutzung (Bestände, Veranstaltungen, Programme) über Zeitvergleiche und interne Vergleich zwischen den 60 Zweigstellen so verfügbar zu machen, das sie als Steuerungsinstrument tauglich sind. Ein kurzer Blick auf für uns so selbstverständlich gewordene Tools wie BIX oder DBS oder die Vorstellung der Methode "Count the Traffic", um die Aktivitäten der Kunden in der Bibliothek zu erheben, wenn sie die Lichtschranke hinter sich gelassen haben, fand viel Interesse.