Die grundlegende Fragestellung nach dem Auffinden geeigneter Literatur in einem Katalog ist “Und wie komme ich denn jetzt da dran?“.
Ist das Medium überhaupt entleihbar und noch nicht von anderen entliehen, so dass ich es ausleihen und mit nach Hause nehmen kann? Ist es vielleicht sogar online verfügbar, so dass ich idealerweise direkt an meinem Arbeitsplatz darauf zugreifen kann. Oder ist es lediglich einsehbar, z.B. im Lesesaal oder einer Präsenzbibliothek – im aufwändigsten Fall gar erst nach Bestellung?
Informationen dieser Art werden normalerweise über den Medienstatus in den Titelaufnahmen angezeigt. Vorhandene Inhaltsverzeichnisse und E-Books werden im KUG bereits in der Trefferliste angezeigt, so dass direkt von dort darauf zugegriffen werden kann. Sind solche Informationen auch hilfreich, so können sie doch dazu führen, dass Trefferlisten als unübersichtlich empfunden werden. Christian Hauschke hatte in seinem sehr lesenswerten Artikel “Wie Nutzer unsere Kataloge sehen” verschiedene neuralgische Punkte in einem Katalog identifiziert – u.a. zu lange und zu volle Trefferlisten .
Hier im KUG auch noch den Ausleihstatus mit auszugeben wäre sicherlich zu viel des Guten gewesen. Stattdessen bieten wir seit heute im KUG eine zusätzliche Facette “nach Zugriff” an, in der die Treffermenge nach ausleihbar, online verfügbar bzw. nur einsehbar weiter eingegrenzt werden kann. Damit wird einerseits die eigentliche Trefferliste von den Verfügbarkeitsinformationen entlastet, zusätzlich aber mit der Funktion “Suchverfeinerung”, z.B. auf online zugreifbare Medien, über eine reine Statusanzeige hinausgegangen. Gerade hier wünschten sich unsere Nutzer eine suggestivere Recherchemöglichkeit nach Online-Medien wie E-Books. Bisher konnte dies zwar bereits über die Facette nach dem Medientyp “digital” vorgenommen werden, allerdings erschloss sich das anscheinend keinem Nutzer…
Die Umsetzung der neuen Facette war in zwei Tagen zwar relativ schnell technisch vollzogen, allerdings war sie auch geprägt von ständigen Abwägungen. Zusätzlich erschwerend kam die hochgradig heterogene Bibliothekslandschaft an der Universität hinzu. Da sind
- die reinen Präsenzbibliotheken,
- eigentlich Präsenzbibliotheken, die dennoch eine rudimentäre Ausleihe via Zettelwirtschaft zulassen,
- offizielle Ausleih-Bibliotheken mit Ausleihinformationen (=gefüllte Buchdatenblätter) für alle Titel im Bibliothekssystem,
- offizielle Ausleih-Bibliotheken mit Ausleihinformationen für nur einen Teil der Titel im Bibliothekssystem sowie
- externe Bibliotheken, von denen der Status unbekannt ist oder bei denen wir keinen Zugriff auf deren Ausleihinformationen haben.
Schon die Begrifflichkeit ist in diesem Kontext nicht einfach. Wir haben uns für eine “grobe” Einordnung mit keinen zusätzlichen Varianten (z.B. sofort ausleihbar, ausleihbar nach Bestellung usw.) oder Hierarchien (einsehbar -> einsehbar nach Bestellung) entschieden, nicht zuletzt, weil anderenfalls auch der Nutzer überfordert und der Eingrenzungsprozess dadurch verkompliziert würde.
Da die Zugriffsinformationen für eine Eingrenzung in den Suchmaschinenindex wandern müssen, spielt aber auch das verwendete Bibliothekssystem und seine Funktionalität eine entscheidende Rolle – insbesondere was seine “Bereitschaft” angeht, die Ausleihinformationen und deren Änderung preis zu geben. Wünschenswert wäre z.B. ein Ausleih-Aktions-Log, in dem alle Ausleihen, Bestellungen und Rückgaben fortlaufend vermerkt werden. So könnten zeitnah punktuelle Änderungen in den Suchindizes durchgeführt werden. Leider bietet unser Bibliothekssystem so etwas nicht an, so dass wir uns auf einen Komplett-Export der Buchdatentabelle des Systems stützen müssen.
Hier mussten wir abwägen, ob es ausreicht, diese Informationen nächtlich zu aktualisieren, oder ob wir auch während des Tages ggf. mehrfach die verschiedenen Suchindizes bzgl. des Zugriffsattributs aktualisieren müssen. Wir haben uns (erst einmal) für die nächtliche Aktualisierug im Rahmen des ohnehin stattfindenden Katalogupdates entschieden und die damit verbundene “Unschärfe” billigend in Kauf genommen.
Solche “Unschärfen” sind ohnehin ein Charakteristikum eines jeden Katalogs. Nur ein paar Beispiele:
- Der Nutzer geht davon aus, dass alle Bücher der Bibliothek elektronisch erfasst sind. Das ist leider bei vielen unserer Institutsbibliotheken überhaupt nicht der Fall. Wieviele Titel konkret in einem Katalog vorhanden sind dürfen wir nicht anzeigen, da dadurch eine Arbeitskontrolle möglich wäre. Ob die Bereitstellung von prozentualen Abdeckungsgraden – also das Verhältnis zwischen katalogisierten Titeln und Gesamtbestand der Bibliothek – zulässig ist, müssen wir noch erruieren.
- Der Nutzer geht davon aus, dass mit einem Schlagwort einheitlich alle entsprechenden Titel thematisch erschlossen sind. Das ist leider ebenso nicht der Fall. Die USB katalogisiert nach RSWK, die Institute individuell und viele ohnehin gar nicht. Die Verschlagwortungsquote reicht von 0 bis fast 80 Prozent. Von einer einheitlichen Verschlagwortung kann der Nutzer nur träumen. Diesen suboptimalen Zustand konnten wir durch die zentrale Anreicherung mit Schlagworten aus allen Katalogen deutlich abmildern, aber nur für Titel mit ISBN.
- Der Nutzer geht davon aus, dass jeder Titel eines Verfassers mit genau einem Personen-Normdatensatz verbunden ist. Die Realität sieht da ernüchternd aus. Oft sind die Titel eines Verfassers auf mehrere Normdatensätze verteilt, egal ob diese individualisiert sind oder nicht.
- Der im Bibliothekssystem ersichtliche Ausleihstatus – auch sekundenaktuell, wie in der Volltitelanzeige des KUG – hat oft nicht die erhoffte praktische Relevanz. Bis der Nutzer in der jeweiligen Bibliothek am Standort des Buches ist, kann dieses bereits durch einen anderen entliehen, genutzt oder verstellt worden sein. Oder es ist wie bei unserem Selbstausleihbereich nicht entliehen, steht aber nicht am Stand, sondern liegt an verschiedenen Ablageplätzen, um von dort wieder korrekt eingestellt zu werden. Oder es ist gerade zurückgekommen, kurzzeitig entleihbar, muss dann aber wegen Beschädigung zum Buchbinder und ist damit für den Nutzer erstmal unerreichbar. Oder es ist zwar ausleihbar, aber nur für Nutzer in bestimmten Benutzergruppen, was sich aber erst beim Bestellversuch heraustellt. Oder es ist schlicht noch kein Ausleihsatz im Bibliothekssystem angelegt und es kann dementsprechend kein Status verarbeitet werden. Dann können wir lediglich “nur einsehbar” setzen.
Diese Liste lässt sich problemlos fortführen. Dennoch überlegen wir schon, wie wir die Aktualität der Ausleihinformationen weiter verbessern können.
Jetzt, wo die (Nach)Arbeiten an der Entwicklung und Umstellung auf den neuen KUG mit OpenBib 3 vollzogen sind, können wir uns endlich auch wieder alten und neuen Desideraten zuwenden. Den Anfang machte nun die Zugriffsfacette.