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Lernort Bibliothek – zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Kaum eine Bibliothek beschäftigt sich nicht mit der Zukunft – unabhängig davon, ob es sich um eine ÖB oder WB handelt. Hier soll es heute aber primär um die öffentliche Bibliothek gehen…

Was können wir tun, damit wir (in den Augen der Nutzer) zeitgemäß sind? Zählen dazu Öffnungszeiten von Montag bis Sonntag von 9 bis 20 Uhr? Zählen dazu noch Bücher aus Papier? Zählt dazu ein Angebot, das mehr unterhaltend oder informativ ist? Zählt dazu als Surfstation benutzt zu werden, wenn die Bibliothek kostenfreies WLAN anbietet? Zählt dazu Veranstaltungen anzubieten, die nichts mit Büchern zu tun haben, wie z.B. Facebook-AGs in Schulen oder eine Vortragsreihe des Chaos Computer Clubs in den Bibliotheksräumen ? Die Antwort muss jeder bei sich selbst suchen, wie eng er/sie die Büchersammlung als griechische Übersetzung für Bibliothek auslegt…

Als Hausmarke für eine aktive Leserschaft gilt  immer noch 10 % der Einwohner. Aber was machen, wenn immer weniger kommen? Im Rahmen von Bildungspartnerschaften wurden in den vergangenen Jahren immer mehr Schulen & Schüler in die Bibliothekswelt gezogen… vom klassischen Bilderbuchkino bis zu Rechercheworkshops und Sommerleseaktionen ist vielerlei getan, um nicht nur den Kindern & Jugendlichen auf den Weg zu helfen, sondern natürlich auch ein gewisser Eigennutz für die Bibliotheken. Schaffen wir es sie zu halten?

Wie ist dies möglich? Nicht in jeder Stadt ist es möglich ein vergleichbares Angebot Alles-unter-einem-Dach wie dem Wissensspeicher in Linz anzubieten. Dort sind Volkshochschule und Stadtbibliothek Linz, die Medienwerkstatt und das Lernzentrum LeWis vereint. Zusätzlich gibt es ein Bistro, natürlich WLAN und ein Service-Center, das auch Bürgerservice-Leistungen anbietet. Ein Anlaufort – viele Möglichkeiten!!

Wo dies nicht in diesem Ausmaß möglich ist, müssen andere Wege eingeschlagen werden. 2009 / 2010 gab es ein Pilotprojekt, das von der Bezirksregierung Düsseldorf gefördert & geleitet wurde. Ein bisher 31-teiliger Bericht mit den wichtigsten Erkenntnissen und Erfahrungen der teilnehmenden Projektbibliotheken wurde im Blog der „Nachrichten für öffentliche Bibliotheken in NRW“ jeweils mit der Überschrift Lernort Bibliothek – zwischen Wunsch und Wirklichkeit publiziert. Es ist nicht alles Neuland, was dort zusammengetragen wurde, aber über weite Strecken dennoch interessant. Ein wenig Zeit zum Lesen sollte aber einkalkuliert werden ;)
Kooperationspartner war im Übrigen u.a. die allseits bekannte und geschätzte Zukunftswerkstatt.

Kern des Lernort Bibliothek-Projekts waren die drei Handlungsfelder:

Handlungsfeld I: Der Lernort Bibliothek als „öffentlicher Raum“ (innenarchitektonische Aspekte)

Handlungsfeld II: Online-Angebote von Öffentlichen Bibliotheken

Handlungsfeld III: Personalqualifizierung (Qualifizierung für den Umgang mit Online-Diensten, aber auch Web 2.0-Tools, eBook-Readern, Smartphones)

Als Vorbereitung für das Projekt wurden zusätzlich auch Kundenbefragungen durchgeführt, um aus erster Hand zu erfahren, was die Nutzer von der Bibliothek erwarten oder sich wünschen. Neben der Kundenorientierung und -zufriedenheit soll eine höhere Durchdringung, Sichtbarkeit, Nutzung und Anpassung an den gegenwärtigen Stand der Technik das Ziel sein. Dazu ist nicht nur Willen der Bibliotheksmitarbeiter, sondern auch Tatendrang von Nöten. Finanzielle Mittel sind natürlich auch nicht schlecht, um die Bibliotheksräume an den Anspruch der Lern- und Arbeitsumgebung sowie als Kommunikationsort anpassen zu können.

Die Erfahrungen aus den acht Projektbibliotheken werden ab 2011 in 18 weiteren Partnerbibliotheken übertragen. Es ist davon auszugehen, dass sie in den nächsten Jahren als Multiplikatoren dienen werden. Auch über die Grenzen von NRW hinaus ist die o.g. Lernort-Bibliothek-Berichtsreihe ans Herz zu legen… Auch wenn nicht alles realisiert werden kann, kann man sich einzelne Aspekte herausgreifen….und mit kleinen Veränderungen anfangen.

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